Das Judentum
Es ist der gefährlichste Feind geworden: Das Judentum, alles in allem,
hat das Zweite Reich, die Schöpfung Bismarcks, zum Zusammenbruch ge-
bracht. Das ist geschichtliche Tatsache.
Obgleich, von Anfang an, mit der Sozialdemokratie, einem seiner Hilfs-
mittel, verknüpft, außerdem oft politisch zusammenarbeitend mit dem po-
litischen Katholizismus, dem Zentrum, auch alle anderen Parteien — ab-
gesehen von den kleinen Antisemitengruppen — mit seinem Einfluß durch-
dringend, direkt und indirekt —, ist das Judentum in seiner Eigenschaft als
Reichsfeind den Trägern der Monarchie und ihren Regierungen erst bekannt
geworden, als es schon zu spät war, teilweise auch dann noch nicht.
Man wird das Innen und das Außen voneinander unterscheiden müssen:
Das Judentum war keineswegs in dem Sinne reichsfeindlich, daß es den
Zusammenschluß zum Reich nicht gewollt gehabt hätte; im Gegenteil! Er-
innern wir uns, daß der Vorsitzende der Frankfurter Nationalversammlung
der Jude Simson war, und daß derselbe Simson Präsident des ersten Deut-
schen Reichstags wurde. Zu den Delegierten, die von Frankfurt nach Berlin
fuhren und König Friedrich Wilhelm IV. die deutsche Kaiserkrone anboten,
gehörte an erster Stelle wieder Simson, und neben ihm der einflußreichste,
von Juden und Judenfreunden hochgefeierte jüdische Emanzipations-
agitator und Rechtsanwalt Gabriel Rießer. — Nein, die Juden wollten sämt-
lich das Reich. Sie versprachen sich, mit Recht, von der großen Vereinheit-
lichung die schönsten politischen und wirtschaftlichen Einflußmöglichkeiten
und Vorteile. Sie täuschten sich auch nicht in der Erwartung, daß ein großer
deutscher Zusammenschluß ihnen die vollständigen Staatsbürgerrechte
bringen würde, an denen ihnen mit dem Hardenbergschen Ediktin der Haupt-
sache nur noch das Recht, Beamte und Offiziere zu werden, fehlte. Die Juden
sahen ebenfalls voraus, daß das Reich nach Verwirklichung seiner Einung
großen Kapitalbedarf haben, also ein höchst fruchtbares Feld für jüdisches
Leih- und Zinsgeschäft und Spekulation sein würde. Natürlich konnten sie
den siegreichen Krieg gegen Frankreich nicht voraussehen und noch weniger
dıe Milliarden der französischen Kriegsentschädigung;; aber als gute Kenner
der Stärken und Schwächen in Paris, Wien, Berlin setzten sie auf Berlin
und gewannen. Den raffinierten Rechnern und Schleichern eröffnete der Ge-
danke der Einigung der deutschen Staaten unter einem einzigen Oberhaupt
und einen Reichsparlament auf der Basis des allgemeinen Wahlrechts glän-
zende Perspektiven in jeder Richtung. Parlamentarismus war das Element
für die Entfaltung gerade der jüdischen Fähigkeiten. Sie wollten das Reich,
um in ihm zu führen, sie waren in allen politischen Parteien mächtig.
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