war und bleibt eines der wichtigsten Werkzeuge des Judentums; es hatte im
neuen Deutschen Reiche ein freies und reiches Feld für seine Tätigkeit, inner-
politisch betätigte es sich zumal in demokratischer und liberaler Richtung,
aber sein Wirkungskreis ging nach rechts und nach links viel weiter.
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Seit 1869 war für den Norddeutschen Bund, dann für das gesamte Reich
eine neue Bank- und Aktiengesetzgebung auszuarbeiten. Das war eine Auf-
gabe, deren Lösung von höchster Bedeutung und Tragweite für die Wirt-
schaft des neuen Deutschen Reiches auf Jahrzehnte hinaus sein mußte. Der
Ausfall dieser neuen Gesetzbestimmungen mußte weitgehend maßgebend
dafür sein, ob, in zwei Worten gesagt, kapitalistische, jüdisch geführte Wirt-
schaft oder Volkswirtschaft in Deutschland gelten würde.
Der große Augenblick für das Judentum war gekommen mit der Frage:
in wessen Hände würde diese neue Finanzgesetzgebung gelegt werden ? Die
Juden erfochten einen leichten großen Sieg, denn die neue Bank- und Aktien-
gesetzgebung wurde unter führender Beteiligung des hohen jüdischen Fi-
nanztums und insonderheit des Bankiers von Bleichröder bearbeitet, in Ge-
meinschaft mit Ministern, die politisch auf dem gleichen Boden standen,
außerdem mit dem Judentum befreundet, teils auch versippt waren. Zu
diesen gehörten ein Staatssekretär und ein Minister. Der jüdische Einfluß
war von vornherein überwiegend, weil Bleichröder das Vertrauen Bismarcks
hinter sich und wohl dem Kanzler Grundlinien der neuen Gesetzgebung vor-
gelegt hatte, die dieser billigte. Daß nur eine kapitalistische Gesetzgebung
in Kraft treten konnte, war von vornherein selbstverständlich, einmal wegen
des Geistes jener Zeit, dann, weil — wie wir sahen — die Konservative Partei
Opposition gegen den Kanzler machte, auch der Krieg des Zentrums gegen
ihn begonnen hatte, und er sich darauf angewiesen sah, mit dem National-
liberalismus zu arbeiten. Dazu kam der wirtschaftliche Grundsatz Bismarcks:
möglichst viel Kapital ins Land zu ziehen und den Unternehmungsgeist zu
fördern.
Die Jahre nach 1870 brachten die französischen Milliardenzahlungen und
starken jüdischen Zuzug aus dem Auslande. Auf dem Boden der neuen Be-
stimmungen erwuchs diesogenannte Gründerperiode mit einem Spekulanten-
tum, wie man es bis dahin in Deutschland nicht gekannt hatte. Den Namen
erhielt die Periode von den zahllosen Gründungen von Aktienunternehmun-
gen, die zum großen, vielleicht größten Teil auf Schwindel beruhten.
Die Gründerperiode bildet kein Ruhmesblatt in der Geschichte des ersten
Jahrzehnts nach dem siegreichen Kriege und der Aufrichtung des neuen
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