Full text: Von Potsdam nach Doorn.

ERSTER ABSCHNITT 
„Dann regiere Ich selbst!” 
Prinz Wilhelm 
Mein Sohn Prinz Wilhelm hat‘ — so schrieb der nachmalige Kaiser Fried- 
rich III. im Jahre 1886 aus dem Auslande an Bismarck —, ‚‚ehe ich darum 
wußte — gegen Seine Majestät den Wunsch geäußert, während des bevor- 
stehenden Winters mit der Tätigkeit unserer Ministerien näher bekannt zu 
werden, und so ist infolgedessen, wie ich vernehme, bereits in Gastein seine 
Beschäftigung im Auswärtigen Amt ins Auge gefaßt worden. 
Da mir bis jetzt von keiner Seite offizielle Mitteilungen hierüber gemacht 
worden sind, sehe ich mich veranlaßt, zunächst vertraulich, mich an Sie zu 
wenden, einmal, um zu erfahren, was etwa bereits bestimmt ward, dann 
aber, um zu erklären, daß — trotz meines prinzipiellen Einverständnisses 
mit der Einführung meines ältesten Sohnes in die Fragen der höheren Ver- 
waltung — ich entschieden dagegen bin, daß er mit dem Auswärtigen Amt 
beginne. 
Denn angesichts der Wichtigkeit der dem Prinzen zu stellenden Aufgabe 
halte ich es für geboten, daß er vor allen Dingen die inneren Verhältnisse 
seines Landes kennenlerne und dann sich mit denselben vertraut fühle, ehe 
er bei seinem ohnehin schon sehr raschen und zur Übereilung neigenden 
Urteil sich auch nur einigermaßen mit der Politik befaßt. Sein wirkliches 
Wissen ist noch lückenhaft, es fehlt ihm zur Zeit an der gehörigen Grund- 
lage, weshalb es durchaus erforderlich ist, daß seine Kenntnisse gehoben und 
vervollständigt werden. Einen solchen Zweck würde die Zuteilung eines 
Zivil-Informators und damit verbunden oder auch später die Beschäftigung 
auf einem der Verwaltungs-Ministerien erfüllen. 
Aber angesichts der mangelnden Reife, sowie der Unerfahrenheit meines 
ältesten Sohnes, verbunden mit seinem Hang zur Überhebung, wie zur Über- 
schätzung, muß ich es geradezu für gefährlich bezeichnen, ihn jetzt schon 
mit auswärtigen Fragen in Berührung zu bringen. 
Indem ich Sie bitte, diese meine Mitteilung als nur allein an Sie gerichtet 
zu betrachten, rechne ich auf Ihren Beistand’ in dieser mich sehr ernst be- 
wegenden Angelegenheit.‘ 
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