müssen die kleinen Staaten mit den beiden großen Monarchien, von deren
Existenz die Fortdauer des deutschen Namens abhängt, vereinigt werden;
möge es die Vorsehung geben, daß ich dies noch erlebe.“
Es kommt wenig darauf an, daß dieser große Mann zunächst an zweigroße
deutsche Staatengruppen dachte, die eine mit Preußen, die andere mitÖster-
reich als Haupt. Nachher hat gerade Stein, ebenso wie sein Herold Arndt, die
vollständige deutsche Einheit und das Verschwinden aller Einzelstaaten ver-
treten. Wie Fichtes Reden Deutschland galten und den Deutschen, nicht
allein Preußen — wie Arndt forderte: „Das ganze Deutschland soll es
sein!‘ —, so war auch bei allen geistigen Vorkämpfern der Zeit von 1806 bis
1813 die deutsche Einheit der Grundgedanke, als einzige Möglichkeit, zur
Befreiung zu gelangen. Darin lag der Gedanke einer deutschen Revolution
eingeschlossen, die Beseitigung der Einzel-Fürstentümer und Fürsten und
anstatt ihrer und für sie alle: der Deutsche Kaiser.
Es ist richtig, wenn gesagt wurde und wird: die Befreiungskriege wurden
geschlagen um der Befreiung willen, um die Franzosen zu verjagen, die Frei-
heit und Unabhängigkeit des Staates, des Landes und des Volkes wieder-
herzustellen. Bismarck hat in seiner bekannten Rede 1849 mit Schärfe und
in tiefer Erregung gegen die von der demokratischen Linken geäußerte Auf-
fassung Protest eingelegt: das preußische Volk habe 1813 zu den Waffen ge-
griffen, weniger um sich von der Sklavenschaft Napoleons zu befreien, als um
eine Verfassung sich garantieren zu lassen. Nichts kann richtiger sein, und
doch war ein Wahrheitskern darin: ein Volk, das mit derartigem Opfermut,
in einer solchen standes- und klassenlosen Geschlossenheit so gewaltige Taten
vollbracht und die Befreiung vom Feinde errungen hatte — ein solches Volk
war nicht allein zur Erwartung berechtigt, sondern hatte den selbstverständ-
lichen Anspruch, in allen seinen Schichten von seinen Fürsten und deren Be-
ratern nicht mehr als Objekt und Untertan gewertet und behandelt zu wer-
den, sondern in allen seinen Gliedern Gleichheit vor dem Gesetz zu genießen.
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Nicht nur ein rühmliches, sondern auch ein geschichtlich epochemachen-
des Schriftstück bleibt jener Aufruf: ‚An mein Volk!‘ vom 20. März 1813,
das vom König Friedrich Wilhelm dem Dritten erlassen, von dem geistreichen
und edlen Ostpreußen von Hippel verfaßt worden war. Lassen wir essprechen:
„So wenig für mein treues Volk als für Deutsche bedarf es einer Rechen-
schaft über die Ursache des Krieges, welcher jetzt beginnt. Klar liegen sie
dem unverblendeten Europa vor Augen.
Wir erlagen unter der Übermacht Frankreichs. Der Frieden, der die Hälfte
meiner Untertanen mir entriß, gab uns seine Segnungen nicht; denn er
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