den Schmeichler zurück ... Die meisten Fürsten bringen es nicht über sich,
den zurückzustoßen, der ihnen da schmeichelt, wo sie selbst überzeugt sind.“
Schließlich schreibt Friedrich: ‚Es würde also doch gerechter sein, scheint
mir, die Könige zu beklagen, als sie zu verdammen.‘‘ —
Niemand wird in Abrede stellen, daß der Schmeichler und die Schmeichelei,
kurz das Byzantinertum, eine schwere Gefahr für den Monarchen immer be-
deutet hat, wenn diese nicht Charakterwerte besaßen, wie der große König
und der erste Hohenzollern-Kaiser. Wilhelm II. besaß diese Charakterwerte
nicht. Er war von Anfang an von Schmeichlern umgeben, wie er der Schmei-
chelei, in jeder Form, immer bedürftig war. Byzantiner haben für solche
Empfänglichkeiten und Bedürfnisse eine feine Witterung, so war es kein
Wunder, daß der Kaiser ständig von ihnen umschwärmt war, ohne sie nicht
leben konnte und sie selbst an sich heranzog. Blickt man etwas tiefer, so er-
gibt sich, daß dieses Bedürfnis, berufsmäßig, sei es mit Recht, sei es mit Un-
recht, umschmeichelt, gelobt und gepriesen zu werden, im Wesen des be-
treffenden Monarchen keinen isoliert vereinzelten Schwächepunkt bildet,
sondern ein Symptom von Charakterschwäche überhaupt. In den Dienst
dieser Schwäche traten auch die hervorragendsten geistigen Anlagen Wil-
helms II., die er ohne Ausnahme als ‚Autobyzantiner‘ in den Dienst der
Selbstverherrlichung stellte.
Einige hervorragende geistige Anlagen des Kaisers waren wirklich vor-
handen : eine ungemein schnelle Auffassung nach den verschiedensten Seiten
hin. Wilhelm II. besaß auch die Fähigkeit, Vorträge, die ihm gehalten wur-
den, den Hauptpunkten nach, nach einmaligem Hören klar wiederzugeben,
und zwar so, als ob sie seine eigenen Kenntnisse bedeuteten ; mochte es sich
nun um Funkentelegraphie handeln, um Altertumsforschung, über die Ver-
hältnisse in den Vereinigten Staaten, über die Taktik der Japaner im Kriege
mit Rußland, über die Theaterverhältnisse in Paris oder über die Reform der
Höheren Schulen in Deutschland. In der genannten Schrift wurde — damals
aus Abstand beobachtet und kombiniert, im Laufe der Zeit erwies es sich als
richtig — hierzu das Folgende gesagt:
„Mir ist von Fachleuten, die ganz gewiß keine Byzantiner waren, erzählt
worden, sie seien vollkommen verblüfft gewesen über die Detailkenntnisse,
die der Kaiser bei der Besichtigung irgendwelcher Maschinen entwickelt
habe. So etwas kommt auch meistens in die Zeitung mit einer Jubeltunke
über die tiefgründige und universale Bildung, den umfassenden Geist des
Deutschen Kaisers. Fragt man nun sachlich, wie man sich das vielseitige
Wissen erklären soll, so wird zu antworten sein, daß bei aller Schärfe des
Verstandes es selbst dann dem Kaiser nicht möglich sein würde, in alle von
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