Kunde, daß Preußen bereit sei, die heimkehrenden Söhne Loyolas in seinen
Grenzen aufzunehmen.‘ —
In einer Ansprache, später, pries der Kaiser einen Prälaten: ‚Wenn alle
Geistlichen Ihrer Konfession im Lande so denken wie Sie, dann ist es um die
Zukunft unseres Landes wohlbestellt!‘‘ Eben dieser Prälat aber hatte sich
in einer Schrift ausdrücklich zu der Lehre bekannt, daß die Kirche die un-
bedingte Oberhoheit über den Staat, daß der Papst das Absetzungsrecht über
alle weltlichen Fürsten, über Kaiser und Könige besitze, sobald der dem
Papst anvertraute Schutz des christlichen Glaubens und der katholischen
Kirche es fordere, daß ihm das Recht zustehe, in gewissen Fällen vom Eide
der 'Treue zu entbinden.
Im Verlaufe seines zweiten Papstbesuches überreichte Wilhelm II. dem
Kardinal Ledochowski eine goldene Dose mit seinem Bilde und sagte ihm
dabei: ‚Nicht wahr, alles Geschehene ist vergessen!‘ Der damalige pol-
nische Erzbischof, Graf Ledochowski, hatte während des Kulturkampfes ın
vorderster Linie gegen Bismarck gestanden und sich geweigert, den Ge-
setzen Folge zu leisten. 1870 hatte Ledochowski gefordert, daß das Reich
bei Italien die Wiederherstellung der weltlichen Macht und des Kirchen-
staates durchsetze. Als Bismarck dieses Verlangen ablehnte, ging der Erz-
bischof in die politisch-katholische und zugleich in die polnische Opposition.
Am bezeichnendsten vielleicht waren die folgenden Worte eines Mannes,
des in jener Periode der Hochflut der kaiserlichen Rombegeisterung und
zugleich der Versöhnungspolitik mit dem innerhalb der deutschen Grenzen
lebenden Polentums, des polnischen Geistlichen Stablewski. Dieser hatte
kurze Zeit vorher auf einem der sogenannten deutschen Katholikentage in
einer Rede folgende Sätze gesprochen:
„Die unselige Zeit des Fürsten Bismarck ist zu Ende, wir wollen nicht mehr
darauf zurückkommen. Den Thron hat ein Monarch bestiegen, der auf der
Höhe seiner Zeit und seiner Aufgabe steht. Und die Aufgabe, die ihm zu-
gefallen, ist eine schwierige: er soll einerseits das Christentum, die gesell-
schaftliche Ordnung, das monarchische Prinzip beschirmen, während anderer-
seits die Welt des Ostens ihn und seine Ziele bedroht mit seiner fremd-
artigen Kultur, mit seinem Rassenhaß und dem Bestreben, ein Weltreich
oder wenigstens eine Welthegemonie zu gründen. Von zwei Seiten bedrohen
große Gefahren das hochherzige Werk des Monarchen. Wo ist nun unser
Platz? Darauf deutet hin unsere Geschichte, unsere Erziehung, unsere
Kultur. Wir Polen sind Söhne des Westens, wir sind Kinder der katholischen
Kirche, deren erbittertster Feind Rußland ist.‘‘ — Kein Wort verlor der
Erzbischof über das Verhältnis der Polen zum Deutschen Reiche, nur der
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