Full text: Von Potsdam nach Doorn.

marck im Druck hervorgehoben. D. V.) mitzuwirken an den Regierungs- 
geschäften des Landes, sondern auch in kritischen lieber mit dem Degen in 
der Faust auf den Stufen des Thrones für sein Vaterland kämpfend zu fallen, 
als zu weichen. Einen solchen Herrn läßt kein deutscher Soldat im Stich.“ 
Das war der Punkt, auf den es in den Novembertagen 1918 ankam. Der 
Kronprinz und der General Graf Schulenburg hatten dies erkannt und 
wahrscheinlich geglaubt, sie würden ihm, dem Kaiser, wenn er zu ihrer 
Armee käme, die erforderliche Stütze und Haltung geben können. Es ist 
kaum zu bezweifeln, daß, wenn der Kaiser den Bitten Schulenburgs und 
seines Sohnes gefolgt wäre, dieser Kern treuer Truppen im Verlauf des 
Marsches nach Deutschland, nach Berlin unterwegs angewachsen sein 
würde. Aussichtslos jedenfalls war das Unternehmen nicht. 
Die Nachricht davon in Deutschland zu verbreiten, wäre auch noch am 
9. November möglich gewesen und hätte der ersten, von Berlin ausgesandten 
unwahren Nachricht von der Abdankung des Kaisers auch nachträglich noch 
entgegengewirkt. Wer sich an die damaligen Verhältnisse in Berlin erinnert, 
wird auch heute der Ansicht sein, daß es damals unter entschlossener, ener- 
gischer Führung einer verhältnismäßig sehr geringen Truppenmacht ge- 
lungen wäre, in Berlin und ebensowohl in den Kriegshäfen schnell Ordnung 
zu schaffen. Wie es mit ihrer ‚‚Macht‘‘ damals in Wahrheit bestellt war, das 
haben die marxistischen ‚Führer‘‘ nachher, als sie obenauf waren, in ihren 
Denkwürdigkeiten unvorsichtig genug enthüllt. ‚Der Bürgerkrieg‘ würde 
auf diese Weise nicht entfacht, sondern beseitigt worden sein. 
Später ist angeführt worden, die heimkehrenden Regimenter wären ja 
alle sofort zum ‚Volke‘ übergegangen, da sei also von vornherein nichts 
mehr zu machen gewesen. So lag die Sache aber nicht, sondern erheblich 
anders: den geschlossen von ihren Offizieren zurückgeführten Truppen 
kamen die marxistischen Propagandisten des Umsturzes entgegen, über- 
schütteten sie mit Handzetteln und Flugblättern, schlichen sich in ihre Ver- 
bände ein und hielten ihnen Reden, alles mit dem Thema: Was wollt ihr 
denn! Hier regiert jetzt das Volk. Für den Kaiser, für das alte Regime, könnt 
ihr ja nicht mehr kämpfen. Der Kaiser ist aus Deutschland weggelaufen und 
nach Holland gegangen, um sich in Sicherheit zu bringen. Auch alle anderen 
Fürsten haben abgedankt und verzichtet. Ihr könnt für keinen Kaiser und 
keine Fürsten mehr kämpfen, der Kaiser hat seinen Fahneneid gebrochen, 
nicht ihr habt es getan. Jetzt aber bindet euch kein Eid mehr! Für ihn und 
die anderen Fürsten könnt ihr nicht mehr kämpfen, also helft uns jetzt, die 
Republik des Friedens und der Freiheit aufzurichten, zu uns, zum Volke 
haben unsere Kriegsgegner Vertrauen, der große, edle Wilson wird jetzt den 
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