man, daß Frankreich nicht wieder — wie in der großen Revolution — deut-
sches Gebiet betrete, noch, vollends, versuchen werde, sich deutsches Land
anzueignen. Sollte das aber der Fall sein, so werde ganz Deutschland sich in
Einigkeit erheben und sich gleich bei dieser Gelegenheit Elsaß-Lothringen
wiedernehmen.
Franzosen, die solches lasen, werden still gelächelt haben. Wo sollte das
damalige Deutschland die Macht hernehmen! Die Zeiten der Befreiungs-
kriege waren vorbei. Aber das war nicht alles: Wären jene Reden auf dem
Reformationsfest der Burschenschaft gehalten worden, so würden sie wegen
ihres vaterländischen Gehalts großen Beifalls gewiß gewesen sein. Nichts
beweist besser die Veränderung der allgemeinen Stimmung, daß jene Rede
des schon genannten Dr. Wirth innerhalb der Versammlung und von deren
leitenden Persönlichkeiten scharf getadelt wurde, weil sie — und zwar be-
sonders den Franzosen gegenüber — unschicklich gewesen sei und vollends
in Gegenwart des in Deutschland geborenen, von Haß gegen alles Deutsche
erfüllten Juden Börne. Börne war während der letzten anderthalb Jahr-
zehnte zum Abgott eines großen Teils der Gebildeten geworden. In die
nationaldeutsche Bewegung war ein neuer, ein fremder Einschlag hinein-
gekommen: der jüdische. —
Der Gesamtton des Hambacher Festes war nicht allein Beseitigung aller
Fürsten durch Revolution, sondern als Endziel: ‚Die Internationale
Menschheitsrepublik‘ (Unter jüdischer Führung!)
Als ersten Schritt hierzu bezeichneten die Hambacher Redner: ‚Die Ver-
einigten Freistaaten von Deutschland“. Auch die besten Fürsten seien
Hochverräter und Verbrecher.
Zum ersten Male wohl in jenen Jahrzehnten wurde das internationale End-
ziel der Menschheitsrepublik auf einer deutschen Versammlung in Deutsch-
land unter der schwarzrotgoldenen Fahne ausgerufen. Die Menschheits-
republik, das ‚Ideal der Freimaurerei‘, das — freilich unausgesprochene —
Ziel des Judentums, das seit 1847 von Marx und Genossen scharf bezeichnete
Ziel des international-sozialistischen Kommunismus!
In den zeitgenössischen Berichten über das Hambacher Fest ist ver-
schiedentlich auch erwähnt worden die Anwesenheit von Gästen aus Frank-
reich, außerdem von zahlreichen Emigranten aus Russisch-Polen.
Ein tatsächliches Ergebnis hatte das Hambacher Fest natürlich nicht.
Nur an Reden, an einer Fülle von großen Worten hatte man sich berauscht;
freilich nicht nur hieran, denn das Fest fand statt in der berühmten deut-
schen Weingegend, und viele dachten vielleicht in der Katerstimmung der
folgenden Tage anders als vorher. Die revolutionären Phrasen, die freilich
doch zum großen Teil auch Äußerungen der Gesinnung waren, konnten nicht
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