Full text: Von Potsdam nach Doorn.

des achtzehnten Jahrhunderts eine große Macht, wenn ihr auch nicht alles, 
was sie plante, gelungen ist.’ 
Das Europa der ersten zwei Drittel des neunzehnten Jahrhunderts stand 
überhaupt im Zeichen der Geheimbünde, ob man sie nun Freimaurer nannte 
oder Carbonari oder anders. Diese italienischen Geheimbünde bestanden, 
zum Teil auch führend, aus Nationalisten, die das geeinte Italien wollten, 
zum anderen Teile aus solchen, die antiklerikale Ziele hatten, und wieder 
andere, die alle nationalen Bestrebungen als Mittel zu benutzen trachteten, 
mit dem Gedanken der Weltrepublik unter Herstellung ihrer geheimen 
Regierung über diese. 
Durch die Emanzipation wurden die Juden freizügig, aller amtlichen Kon- 
trolle entzogen; sie wurden — jedenfalls in Preußen — gezwungen, fest be- 
stimmte Familiennamen zu führen und sich bei ihren Namensunterschriften 
nicht mehr der hebräischen Schrift oder irgendwelcher anderer Zeichen zu 
bedienen; deutsche Familiennamen wurden gewünscht, damit sie als preu- 
Bische, christliche Staatsbürger kenntlich seien. So war, zum erstenmal in 
Europa, der Jude überall und nirgends, bald Franzose, bald Deutscher, bald 
Engländer usw., überall die legitim gewordene Maske tragend, dabei jeder 
den anderen als Volksgenossen erkennend : ob Blumenberg oder Montefiore 
oder Fleuremont. 
Das europäische Netz der internationalen jüdischen Geldmacht bildete zu 
einem Teil die Grundlage und ergänzte das System der internationalen jüdi- 
schen Tätigkeit in ihren verschiedenen Formen. Anfang der vierziger Jahre 
des Jahrhunderts hatte Bruno Bauer, Deutscher, der mit Marx seine be- 
rühmten öffentlichen Kontroversen gehabt hatte, in seiner Schrift: ‚Die 
Judenfrage‘“ gesagt: „Es ist ein lügenhafter Zustand, wenn in der Theorie 
dem Juden die politischen Rechte vorenthalten werden, während er in der 
Praxis eine ungeheure Gewalt besitzt und seinen politischen Einfluß, wenn 
er im detail verkürzt wird, en gros ausübt. Der Jude, der in Wien z. B. nur 
toleriert ist, bestimmt durch seine Geldmacht das Schicksal des ganzen 
Reiches; der Jude, der in dem kleinsten deutschen Staat rechtlos sein kann, 
entscheidet über das Schicksal Europas. Während die Korporationen und 
Zünfte dem Juden sich verschließen, oder ihm noch nicht geneigt sind, spottet 
die Kühnheit der Industrie des Eigensinns der mittelalterlichen Institute.“ 
Die jüdische Geldmacht hat schon damals hinter allen Bestrebungen ge- 
standen, von deren Erfolg das Judentum sich etwas Nützliches versprach. 
So war es den Juden klar, daß sich aus der nationaldeutschen Einheits- 
bewegung und deren Forderung der Freiheit für sie viel machen lasse, ein- 
mal im Sinne des jüdischen Kampfes für die volle staatliche und gesell- 
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