Full text: Von Potsdam nach Doorn.

Die preußische „Reaktion“, der Konservativismus — dessen Kern, der 
grundbesitzende Adel, das Beamtentum und das Offizierkorps, zum größten 
Teil derselben Schicht entstammte —, verdiente zwar nur mit Einschränkung 
jene demokratische Unterstellung: „Und der König absolut, wenn er un- 
seren Willen tut!‘“‘ — Ungemischt monarchische Überlieferung und un- 
bedingte Königstreue waren vorhanden, zugleich mit dem Anspruch darauf, 
daß diese Schicht, als Grundlage der Monarchie, auch der Politik des König- 
reichs ihre Richtung gebe. Daß diese Politik auch einen erheblichen ma- 
teriellen Einschlag erhielt, war an sich weder in Abrede zu stellen noch zu 
tadeln. Die herrschende Stellung dieser Schicht zu beseitigen, war eins der 
Hauptziele der Demokratie, um so eine ‚‚freiheitliche Ausgestaltung‘“ des 
Staates zu erreichen. Der Konservativismus, in Erinnerung an die Märztage 
des Jahres 1848, beurteilte diese Richtung kurz und bündig mit dem Wort: 
„Gegen Demokraten helfen nur Soldaten.‘ 
Daß 1848 alles so hatte kommen können, war aber wesentlich auch die 
Schuld und Sünde eben der Konservativen. Sie hatten die Zeitwende um den 
Beginn des neunzehnten Jahrhunderts und vor allem die Konscquenz der 
Befreiungskriege nicht ziehen wollen, vielfach auch nicht begriffen und die 
preußischen Könige maßgebend beeinflußt. Sie hatten auch das Metternich- 
System mit allen seinen Ungeheuerlichkeiten und Ungerechtigkeiten nicht 
nur mitgemacht, sondern hochgehalten und verteidigt. 
Die wachsende Verunreinigung auch der freiheitlichen nationaldeutschen 
Bewegung durch den jüdischen Emanzipationskampf darf in diesen Zu- 
sammenhängen nicht unerwähnt bleiben. Das Judentum und die Frei- 
maurerei durchdrangen die nationaldeutsche Bewegung immer vollständiger 
und brachten sie unter jüdische Führung. Umgekehrt ist charakteristisch 
für das nach allen Seiten erfolgreiche Ausgreifen der jüdischen Macht, daß 
es ein Jude war — Professor Stahl, geborener Joelsohn —, der in Preußen 
die Konservative Partei gründete und ihr das Programm vorschrieb, mit dem 
unechten Leitspruch: ‚Autorität, nicht Majorität!‘ 
Der Jude Marx hat nach 1848 großen Wert auf die Betonung gelegt, daß 
die Revolution damals keine kommunistische, sondern eine bürgerliche gegen 
den Feudalismus gewesen sei. Das ist richtig. Die kommunistische Bewegung 
war in Deutschland noch zu schwach. Im Jahre 1847 schrieb der aus Deutsch- 
land, dann auch aus Frankreich ausgewiesene Marx im Auftrage des in 
London ansässigen Kommunistenbundes in Gemeinschaft mit seinem, 
nichtjüdischen, Freunde Engels das ‚Kommunistische Manifest‘; von 
London aus wurde dieses dann in mehreren Sprachen verbreitet. Gleichwohl, 
und das ist für uns bemerkenswert, zeigt die Märzrevolution von 1848 deut- 
lich, daß das kommunistische Element, ebenso wie einen Monat früher in 
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