Full text: Die Freimauerer, deren Ursprung, Geschichte, Verfassung, Religion und Politik.

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diese Umstände bedingte Reform der Maurerei machte es 
zu einer Notwendigkeit für die „Brüder," erstens sich vom 
Handwerk und dessen Fesseln gänzlich loszusagen und zweitens 
ein Band der Vereinigung unter den einzelnen Werkstätten 
zu schaffen. Es waren keine weltumgestaltenden großen 
Geister, keine mit ehernen Zügen in das Buch der Welt- 
geschichte eingegrabenen Namen, deren Träger den genialen 
Gedanken faßten, aus der Werkmaurer-Gesellschaft eine geistig 
zu fassende Freimaurer-Brüderschaft zu bilden, an die Stelle 
des materiellen den symbolischen Bau zu setzen. Die beiden 
Theologen Theophil Desaguliers (zugleich Naturforscher 
und Mathematiker) und James Anderson und der Alter- 
tumsforscher Georg Payne standen an der Spitze der 
Männer, welche im Jahre 1717 die Vereinigung von vier 
Logen der Maurer Londons zu einer Großloge und die 
Wahl eines Großmeisters und zweier Großaufseher 
herbeiführten und damit den Freimaurerbund, wie 
er noch heute besteht, stifteten. Was Jerusalem dem Juden, 
Mekka dem Mohammedaner, Rom dem Katholiken, das ist 
London dem Freimaurer. 
Jetzt waren die Maurer Englands keine Handwerks- 
genossenschaft mehr, sondern eine Gesellschaft von Männern 
aller Stände und Berufsarten, wie nicht minder aller 
Religionen (schon die genannten Stifter waren verschiedener 
Konfession), welche sich in dem höhern Gefühle der Mensch- 
lichkeit begegneten und keinen andern Maßstab der Menschen- 
würde anerkannten, als Sittlichkeit, Herzensgüte und Wahr- 
heitsliebe. Die neuen Freimaurer behielten die Sinn- 
bilder der Werkmaurer, ihre Sprüche und Gebräuche bei; 
nur legten sie dieselben in moralischem Sinne aus. Sie 
bauten nicht mehr Häuser und Kirchen, sondern einen 
geistigen Tempel der Menschheit, benutzten das Winkelmaß 
nicht mehr zum Messen der rechten Winkel an Quadersteinen, 
sondern zur Berichtigung der Unebenheiten des menschlichen
	        
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