Johann Valentin Andreä aus Tübingen (geb. 1586,
gest. 1654), welcher auf den merkwürdigen Gedanken ge-
riet, jene Mystiker dadurch zu geißeln daß er im Jahre
1614 in einer satirischen Schrift zum Scherze vorgab, es
bestehe eine geheime Gesellschaft zum Zwecke derartigen
Treibens, welcher er nach seinem Familienpetschaft, ein An-
dreaskreuz mit vier Rosen an den Enden darstellend, den
Namen der Rosenkrenzer gab. Diese Schrift betitelt
Fama fraternitatis Roscac ((rucis (Ruhm der Brüder-
schaft des Rosenkreuzes), leitete die angebliche Gesellschaft
von einem Mönche, Namens Christian Rosenkreuz, ab,
welcher im 14. und 15. Jahrhundert gelebt, sich nach dem
heiligen Lande begeben, im Orient sich in geheimen Wissen-
schaften unterrichtet, zur Pflege derselben aus Mitbrüdern
seines Klosters den nach ihm benannten Bund gestiftet habe
und 106 Jahre alt gestorben sei; 120 Jahre später habe
man in seinem Grabe das nach der Ordensregel geheim ge-
halten worden, aber in einem Gewölbe prachtvoll eingerichtet
gewesen sei, auf seinem unversehrten Leichnam ein perga-
mentenes Buch gefunden, welches die Verfassung und Ge-
heimnisse des Ordens enthalten habe. Eine spätere Schrift
„Chymische Hochzeit Christiani Rosenkreuz,“ erschienen 1616,
spann diese Fabel noch weiter aus. Nun war jene Zeit so
verrannt in den alchemistischen Wahn, daß man das Erzählte
für bare Münze hielt und daß nun eine wahre Flut von
Schriften erschien, in welchen die Einen für, die Anderen
gegen die angebliche Gesellschaft der Rosenkreuzer auftraten.
Zu den Letzteren gehörten die Theologen, welche in derselben
ketzerische Grundsätze und die Mediciner, welche darin Ge-
fahr für ihren Zunftzwang witterten, während die Alche-
misten mit Eifer die Rosenkreuzer aufsuchten und ihre Be-
rechtigung verteidigten. Auch fehlte es nicht an Versuchen,
das Symbol des Rosenkreuzes mystisch zu deuten, indem
man darin bald die Heiligkeit, verbunden mit der Ver-