sehen und seine Mitglieder verpflichtet sein, beständig das
rote Kreuz der Tempelherrn auf der Brust zu tragen, alle
Abende das Gebet des heil. Bernhard zum Lamm Gottes (!)
herzusagen, am Charfreitag bis Sonnenuntergang zu fasten
dann drei Schnitten Brot mit Salz und Ol zu genießen,
beim Abendessen aber sich des Lamm= und Taubenfleisches (1)
zu enthalten, — was jedoch heutzutage schwerlich mehr be-
obachtet wird. Der oberste Würdenträger des Systems
führt den Titel: Vikar Salomons. Mehrere ausgezeichnete
Mitglieder desselben, darunter der berühmte Dichter J. H.
Voß, habe seine Ceremonien „nichtig, unnütz und lächerlich"
genannt. Auch zeichnet sich dasselbe unvorteilhaft durch die
hartnäckige Verweigerung der Aufnahme von Juden aus.
Eine geistreiche Organisation ist ihm jedoch nicht abzusprechen.
Das schwedische System, seit 1853 auch in Dänemark ein-
geführt, ist dasjenige, welches durch die bekannte Schrift
„Sarsena“ veröffentlicht wurde; wer also glaubt, durch
die letztere die wahre Freimaurerei kennen zu lernen, der
befindet sich in einem kolossalen Irrtum; — er hat nur ein
Zerrbild davon zu sehen bekommen.
Nicht nur im Norden indessen, sondern auch im Westen
und Süden setzte, — auch ohne römisch-stuartistische Ein-
wirkung, — die templerisch-schottische Fabel ihr zähes Leben
fort. Sie wurde mit der Zeit zu nicht weniger als 33 Graden
verarbeitet und namentlich in Amerika kultiviert, wohin sie
durch den französischen Abenteurer Stefan Morin 1761.
gebracht wurde und von wo sie im Jahre 1803, nachdem
sie während der Revolution in Frankreich in Verfall geraten
war, — als Neuigkeit zurückkehrte. Die Titel dieser Grade
waren hochtrabend und nichtssagend zugleich: es gab Groß-
schotten, Ritter vom Osten, Großprinzen von Jerusalem,
Großpriester, Ritter der ehernen Schlange, Fürsten der
Gnade, Groß-Inquisitoren (I1), Fürsten des königlichen Ge-
heimnisses u. s. w. Auch der Royal-Arch Grad wurde in