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schlich sich in das Vertrauen des neuen Kaisers ein und
klagte bei diesem, wie auch zugleich in der von ihm zu
reaktionären Zwecken gegründeten „Wiener-Zeitschrift“ die
Freimaurer als Veranlasser aller kirchlichen und staatlichen
Umwälzungen, besonders auch der französischen Revolution,
an, zwar nur mittels versteckter Andeutungen, ohne jemanden
zu nennen, aber doch so, daß niemand im Zweifel sein
konnte, wer gemeint sei. Die Prager Logen erließen darauf
eine würdige und klare Zurechtweisung. Da Kaiser Leopold
schon nach zweijähriger Regierung starb, konnten die Ein-
flüsterungen des „freimaurerischen Judas“ bei ihm nichts
mehr fruchten; aber sein Sohn und Nachfolger Franz II.
that, als fanatischer Feind aller Freiheit, was dem Vater
zugemutet worden war. Er verlangte 1794 vom deutschen
Reichstage in Regensburg die Unterdrückung aller deutschen
Logen, was aber von den norddeutschen Fürsten abgelehnt
wurde. Aks die österreichischen Logen diese Gesinnung ihres
Monarchen wahrnahmen, schlossen sie freiwillig ihre Arbeiten
und kamen so gewaltsamer Auflösung zuvor. Der Kaiser
verbot jedoch 1795 noch nachträglich die Freimaurerei in
seinen Staaten, und verpflichtete 1801 insbesondere die
Staatsbeamten, sich von allen „geheimen Gesellschaften“
ferne zu halten. So endete die Maurerei in Osterreich,
wo sie bis heute nicht wieder auferstanden ist. Doch dürfen
unter dem Namen wohlthätiger Gesellschaften maurerische
Vereine bestehen, deren Mitglieder meist den Logen an-
gehören, die seit 1867 in Ungarn gestattet sind.
Eine Verbindung des Freimaurerbundes mit der in-
zwischen ausgebrochenen französischen Revolution (1789),
kann nur Unwissenheit oder absichtliche Verleumdung be-
haupten. Diese Bewegung hatte keinen andern Grund
und konnte auch keinen haben, als die Unzufriedenheit des
französischen Volkes mit der bourbonischen Schmachherrschaft,
welche unter Ludwig XIV. und XV. zu einem solchen Ab-