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nuß vor, was freilich nur einen Teil des Bundes trifft, —
und regt daher die Gründung eines neuen Ordens an, der
ein Programm freisinniger Grundsätze aufstellen und nach
Kräften für dessen Verwirklichung arbeiten solle. Die
„Ritter vom Geiste“ knüpfen an die geistlichen Ritterorden
an, jedoch mit ausschließlichem Bezug auf die Bedürfnisse der
Neuzeit. Aus der Gestalt des Kreuzes der in Preußen pro-
testantisch gewordenen Johanniter, dessen Enden vierblätt-
rigem Klee ähnlich sind, nehmen sie diese selten vor-
kommende Pflanzenform, als Symbol edler Charaktere,
zum Zeichen ihres Bundes an und werfen sich mit Macht
in die brausenden Wogen des von politischen und sozialistischen
Stürmen gepeitschten Meeres der Gegenwart, — ohne jedoch
von bitteren Enttäuschungen verschont zu bleiben.
Aus dem Reiche der Phantasie hat Gustav Kühne das
nebelhafte Element in die historische Wirklichkeit überzutragen
versucht in seinen „Freimaurern,"“ welches Werk, obschon
viele herrliche Gedanken darin verstreut sind, von dem Bunde
nur ein unhistorisches Zerrbild liefert und in eine Zeit,
welche mit ihren auf einander platzenden Gegensätzen herr-
lichen Stoff zu pikanten Darstellungen wirklicher Zustände
geboten hätte, eine Hexenküche niemals dagewesener Verhält-
nisse hinein zwängt. Mit Kühne teilt die beinahe vollstän-
dige Unmöglichkeit, freimaurerische Berhältnisse zu schildern,
ohne dem Bunde selbst anzugehören, Max Ring. In seinen
„Rosenkreuzern und Illuminaten" vermeidet er zwar
den eben gerügten größten Fehler seines nächsten Vorgängers,
indem er die wirklichen Parteien des 18. Jahrhunderts.
mit den wirklichen Personen, welche sie führten und — an-
führten (Schrepfer, Gugomos u. s. w.), auf die Scene bringt,
die er jedoch, in auffallender Unkenntnis der wirklichen Ver-
hältnisse, auf die lächerlichste Weise untereinanderwirft und
verwechselt, was bei genauerm Studium der Geschichte und
des Wesens der Freimaurerei leicht zu verhüten gewesen