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und in Großbritannien, Dänemark und Schweden, wo die
Freimaurer sehr zahlreich sind, hat gar keine Revolution,
ja nicht einmal der Versuch einer solchen stattgefunden,
außer in Irland, dessen Führer den Ultramontanen näher
standen als den Freimaurern.
Ein dem Bestehenden feindlicher Charakter des Bundes
ist schon mit Rücksicht auf Ort und Zeit der Gründung
desselben undenkbar. Der Bund entstand 1717 in England,
als seit wenigen Jahren die von den Liberalen ersehnte
Dynastie Hannover auf dem Throne saß. Hätte der Bund
gegen diese agitieren wollen, was damals nur im Interesse
der Stuarts denkbar war, so hätte er ja reaktionär und
ultramontan sein müssen. Gegen die Stuarts aber konnte
er nicht rebellieren, weil sie verbannt waren! Und bevor
sie es waren, konnte er es nicht, weil er noch nicht existierte.
Die Bauleute aber, aus denen er hervorging, waren weit
mehr Anhänger, als Gegner des Hauses Stuart gewesen,
bis dasselbe dem allgemeinen Unwillen des englischen Volkes
weichen mußte! ·
Es ist ferner nicht einzusehen, warum gerade unter den
Nachfolgern der Steinmetzen revolutionäre Tendenzen
Platz gegriffen hätten; denn diese hatten wohl zum Teil
reformatorische, aber niemals revolutionäre Neigungen.
Wären aber diese Tendenzen in einem andern Lande als
in England entstanden, so fiele damit wieder die Be-
schuldigung des Bundes als eines revolutionären dahin
und würde sich bloß auf Teile desselben beziehen. Die
Urheber jener Beschuldigung haben aber bezeichnender Weise
niemals auch nur versucht, anzugeben, wo, wann, warum
und durch wen der Freimaurerbund eine Gesellschaft des
Umsturzes geworden wäre. —
Um gegen Staat oder Kirche sich aufzulehnen, müßten
die Freimaurer notwendig eine gemeinsame Organisation
besitzen und vor allem in politischen und religiösen Fragen