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schlügt. Ja, das Volk wird geradezu durch die Agenten,
welche Dirnen suchen, so eingeschüchtert, daß es seine Töchter
zu diesem schändlichen Zwecke zitternd hergiebt, so daß diese
armen Sklavinnen der Unzucht die Benennung als Prostituierte
gar nicht verdienen. Es wurde sogar ein christliches Mäd—
chen von nicht viel über 14 Jahren durch den englischen
Beamten von Patna, Namens Quinn, der Missionärin Miß
Abraham, die es zu sich genommen, um es zu retten, entrissen
und einem Menschen übergeben, der es der Mutter (!) abgekauft
hatte, um es dem Heere der Unzucht einzuverleiben! Glück—
licher Weise fanden die Reklamationen Dyers Gehör, und
der Obergerichtshof Indiens kassierte das Urteil Mr. Quinns.
Wird auch eine häufige ärztliche Untersuchung vorgenommen,
so steigen doch die syphilitischen Erkrankungen bei den britisch—
indischen Truppen bis auf 757 vom Tausend, also über
drei Viertel!! Je mehr Prostituierte zur Verfügung der
Truppen sind, um so höher steigt das Verhältnis der
Erkrankungen, und seit Einführung des geschilderten Systems
haben sich dieselben verdoppelt!
Als diese Schmach der europäischen Kultur im Parlamente
durch Prof. James Stuart zur Sprache gebracht wurde,
antwortete der Unterstaatssekretär für Indien, John Gorst,
es sei ihm von der Sache nichts bekannt! Selbst die ihm
unter das Gesicht gehaltenen Befehle der Generale wollte
er nicht kennen. Trotzdem nehmen die Aussichten zu, daß
die Akte auch für Indien außer Kraft gesetzt würden. Schon
am 5. Juni 1888 wurde der Antrag Mac Laren, welcher
die Reglementierung in Indien verurteilte, vom Unterhause
einstimmig angenommen. Der neue Vicekönig von Indien,
Lord Lansdowne, erhielt eine Riesenpetition, bedeckt von
den Unterschriften der bedeutendsten Staatsmänner, Geistlichen,
Juristen, Arzte, Offiziere, Journalisten u. s. w., um Abschaffung
der gerügten, von den indisch-britischen Soldaten selbst nicht
gern gesehenen Mißbräuche in dem ihm anvertrauten Reiche.