Full text: Die Gebrechen und Sünden der Sittenpolizei aller Zeiten, vorzüglich der Gegenwart.

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Kinder haben daher schon oft ihre „Louis“, die von ihnen 
unterhalten werden und mit denen sie zusammen leben. 
Diese entsetzlichen Zustände werden dadurch genährt, daß in 
armen Familien Knaben und Mädchen nebeneinander auf 
dem Boden schlafen. Wir kommen auf diese Greuel weiter 
unten zurück. Sie werden dadurch in ihrem Fortbestehen 
unterstützt, daß die Polizei ein noch so schlechtes Haus nur 
zum Zwecke einer angeordneten Verhaftung betreten darf, 
und gegen die Straßenprostitution nur auf die Klage bestimmter 
Personen, wozu natürlich anständige Männer sich nicht ent- 
schließen, eingeschritten werden kann. 
Solche Häuser, wie die obengenannten, werden natürlich 
auch von Dirnen über dem Kindesalter teils mit Männern 
besucht, teils bewohnt. Der Kriminalbeamte Morgan kannte 
eine Dirne, welche an demselben Abend 8 bis 10 Männer 
in solche Häuser mit sich nahm. 
8. Rußland. 
Sehr bezeichnend ist, daß in Rußland, wo man jetzt 
die Juden so eifrig vertreibt, jüdische Dirnen bleiben dürfen. 
Er kam in Petersburg vor, daß eine Jüdin nur dadurch 
ihre Duldung als Studierende erreichen konnte, daß sie sich 
die gelbe Karte der Prostituierten verschaffte, natürlich ohne 
diesem Laster zu fröhnen, und in Moskau, daß ein jüdisches 
Mädchen, um seine kranke Mutter pflegen zu können, den- 
selben Schritt ergriff und dabei unschuldig blieb. Während 
aber (es war dies früher) die Studierende, als ihr Motid 
bekannt wurde, Duldung erhielt und sich später glücklich 
verheiratete, wurde das arme Mädchen, als die Polizei 
entdeckte, wie es sich verhielt, dennoch verwiesen und wurde 
darüber wahnsinnig. 
In Petersburg haben sich, wie in Frankreich und 
Belgien, die Bordelle vermindert. Vor 1870 waren ihrer 
210, jetzt sind nur noch 64 vorhanden.
	        
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