Full text: Die Gebrechen und Sünden der Sittenpolizei aller Zeiten, vorzüglich der Gegenwart.

einer Geschändeten an. Auf der Grenze zwischen Europa 
und Asien geht eine Brücke über den Sakmafluß Von 
dieser stürzen sich viele „verschickte“ Frauen in das Wasser, 
weil sie ihren Männern so wie sie zugerichtet sind, nicht 
unter die Augen zu treten wagen. Selbst Popenfrauen geht 
es nicht besser. Manche erhängen sich auch in den Etappen- 
kerkern, sobald sie es nur thun können, und Viele werden 
wahnsinnig. Selbst verschickte Knaben werden geschändet, 
und die Wächter der Transporte sind oft nicht besser als die 
Verbrecherhäupter oder stecken gar mit ihnen unter einer Deckel 
9. Der ferne Osten. 
Noch erübrigt uns, einen Blick auf jene Länder und 
Völker zu werfen, deren Knlturgeschichte von derjenigen 
Europas und ihrer orientalischen Wurzeln getrennt und außer 
Zusammenhang damit ist; es sind die vom Mittelländischen 
Meere abgelegenen Länder, die wir meinen, es sind die 
Völker, deren Verhältnisse und Zustände für uns ganz fremd- 
artig und daher auch für unsere sittlichen Anschauungen und 
Einrichtungen weniger bedeutungsvoll, als interessant und 
belehrend sind. Die betreffenden Länder und Völker besitzen 
mehr oder weniger Einrichtungen, welche das Verhältnis der 
Geschlechter in einer von unseren Zuständen abweichenden 
Form bestimmen, — wir meinen die Sklaverei, das Kasten- 
wesen und die Vielweiberei, von welchen Einrichtungen die 
zweite allerdings nur noch in einem einzigen Lande, aber in 
einem großen und wichtigen besteht, in Indien: Eine 
Unsittlichkeit nach europäischer Art, eine eigentliche Prosti- 
tution, giebt es in Indien unter den Eingeborenen nicht. 
Hetären hat es allerdings schon in älterer Zeit gegeben: 
aber sie sind weit verschieden von den „Verlorenen“ unserer 
Gegenden. Ahrlich wie die höheren Hetären des griechischen 
Altertums, so umgiebt auch die indischen ein Schimmer der 
Idealität; doch bezieht er sich, wie bei den Hellenen mehr
	        
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