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furchtbar bedrohend, wenn es das Geschehene verraten
würde.
Im Jahre 1881, wahrscheinlich aber schon lange vor—
her, beschäftigte sich in Neapel eine Bande in der Straße
Paradiso alla Salute, an deren Spitze ein bejahrter Hand—
schuhhändler und ein Weib standen, damit, die hübschen
Damen, welche Handschuhe kauften, an sich zu locken und
nach Alexandria in Ägypten zu bringen, wo die Sklaven—
händler „schöne, blonde und kleine Mädchen“ suchten, die
man dann im Gesicht stempelte! Die Bande wurde entdeckt
und eingesperrt, als ein junger Mann seine Schwester ver—
mißte, sie aber in Messina, wenn auch entstellt, einholen konnte.
Im Jahre 1876 reiste eine Dame im Großherzogtum
Baden und suchte Mädchen zur „Rückreise“ mit ihr nach
Paris zu gewinnen, wo sie ihnen Dienst um guten Lohn
für wenig Arbeit zu verschaffen versprach; sie sollten aber
kein Wort französisch verstehen (natürlich, um sich an Ort
und Stelle nicht über ihre Einsperrung in Bordellen beschweren
und nicht Hilfe zur Rettung finden zu können). Leider brachte
sie auf dieser Reise mehrere Unglückliche ins Verderben.
In demselben Jahre erzählte eine wegen Unterschlagung
von Waren zum Schaden zweier Bordellhalterinnen in Zürich
vor Gericht gestellte Frau Lina L. . . .. . , sie sei im Alter
von 15 Jahren in München zu einer dieser „Damen“, welche
angeblich Kellnerinnen für die Schweiz suchte, in einen Gast-
hof gekommen und von ihr für ihr „Café“ angestellt worden.
Mit ihr in Zürich angekommen, mißfiel ihr dieses den Namen
„Zur Arche Noahs“ tragende Haus, worauf Frau Glückheer,
jene Seelenfängerin, sie für 285 Fr. in ein Bordell nach
Chauxdefonds verkaufte. Hier verschaffte ihr ein Herr die
Mittel, das Haus zu verlassen, und sie kehrte nach Zürich
zurück, wo sie der Glückheer begegnete, von ihr nach Hause
eingeladen und an eine Frau Goßauer im Mühlebach verkauft
wurde. Nach vier Wochen ging sie für 140 Fr. in das