— 148 —
Mädchenhandels nach Belgien beschäftigte Benjamin Scott,
Kämmerer der City, eingewirkt hatten. Mr. Stead hatte
die entsetzlichsten Höhlen, wie die elegantesten Unzuchtslokale
Londons studiert. Zu diesem Studium war die nächste Ver-
anlassung durch ein Mädchen gegeben, welches Mr. Booth,
der General der Heilsarmee, aus den Klauen einer Seelen-
verkäuferin gerettet hatte, woraus wir ersehen, daß die
moralische Wirksamkeit dieser sonderbaren Gesellschaft ebenso
löblich, wie das Komödiantentum ihres religiösen Treibens
lächerlich ist. Die Heilsarmee war es dann auch, welche
Mr. Stead in seinen Nachforschungen am eifrigsten unter-
stützte. Dies thaten auch Bischöfe der anglikanischen und
der römischen Kirche, verschiedene religiöse Vereinigungen,
Direktoren verschiedener Anstalten u. s. w. Es halfen dazu
sowohl bedeutende Staatsmänner, als Bordellwirtinnen,
welche „interviewt“ wurden und bereitwillige Auskunft gaben,
natürlich ohne den Zweck derselben zu kennen (auch die
genannte Jefferies war dabei und besonders eifrig, die
Geheimnisse ihrer Konkurrentinnen auszukramen). Um diese
Enthüllungen zu entkräften, kehrten die durch dieselben
Betroffenen den Stiel um und klagten Stead an, welcher,
um die Thatsachen, die er geißelte, besser erhärten zu konnen
und um die Regierung zu einem entschiedenen Vorgehen
gegen die Unsittlichkeit zu zwingen, — zum Schein die
Tochter einer Hurenwirtin hatte entführen und wieder zurück-
bringen lassen, was allerdings unklug war und ihm und
seinen Helfern Gefängnisstrafen eintrug, während die von
ihm an den Pranger gestellten wirklichen Verbrecher frei
ausgingen. Bei seiner Entlassung aus dem Gefängnis wurde
Mr. Stead eine großartige Huldigung von Seite einer un-
ermeßlichen Menschenmenge dargebracht, wobei hervorragende
Parlamentarier, unter ihnen Stansfeld, begeisterte Reden
hielten.
Als Stimmen laut wurden, es wäre nun genug mit