Full text: Die Gebrechen und Sünden der Sittenpolizei aller Zeiten, vorzüglich der Gegenwart.

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Mädchenhandels nach Belgien beschäftigte Benjamin Scott, 
Kämmerer der City, eingewirkt hatten. Mr. Stead hatte 
die entsetzlichsten Höhlen, wie die elegantesten Unzuchtslokale 
Londons studiert. Zu diesem Studium war die nächste Ver- 
anlassung durch ein Mädchen gegeben, welches Mr. Booth, 
der General der Heilsarmee, aus den Klauen einer Seelen- 
verkäuferin gerettet hatte, woraus wir ersehen, daß die 
moralische Wirksamkeit dieser sonderbaren Gesellschaft ebenso 
löblich, wie das Komödiantentum ihres religiösen Treibens 
lächerlich ist. Die Heilsarmee war es dann auch, welche 
Mr. Stead in seinen Nachforschungen am eifrigsten unter- 
stützte. Dies thaten auch Bischöfe der anglikanischen und 
der römischen Kirche, verschiedene religiöse Vereinigungen, 
Direktoren verschiedener Anstalten u. s. w. Es halfen dazu 
sowohl bedeutende Staatsmänner, als Bordellwirtinnen, 
welche „interviewt“ wurden und bereitwillige Auskunft gaben, 
natürlich ohne den Zweck derselben zu kennen (auch die 
genannte Jefferies war dabei und besonders eifrig, die 
Geheimnisse ihrer Konkurrentinnen auszukramen). Um diese 
Enthüllungen zu entkräften, kehrten die durch dieselben 
Betroffenen den Stiel um und klagten Stead an, welcher, 
um die Thatsachen, die er geißelte, besser erhärten zu konnen 
und um die Regierung zu einem entschiedenen Vorgehen 
gegen die Unsittlichkeit zu zwingen, — zum Schein die 
Tochter einer Hurenwirtin hatte entführen und wieder zurück- 
bringen lassen, was allerdings unklug war und ihm und 
seinen Helfern Gefängnisstrafen eintrug, während die von 
ihm an den Pranger gestellten wirklichen Verbrecher frei 
ausgingen. Bei seiner Entlassung aus dem Gefängnis wurde 
Mr. Stead eine großartige Huldigung von Seite einer un- 
ermeßlichen Menschenmenge dargebracht, wobei hervorragende 
Parlamentarier, unter ihnen Stansfeld, begeisterte Reden 
hielten. 
Als Stimmen laut wurden, es wäre nun genug mit
	        
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