genannte und als solcher verurteilte Belgier Jean Sellecarts,
nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis in Brüssel, dem
er wegen „guten Verhaltens“ ein Jahr vor der Zeit entging,
in London dem Mr. Stead bekannte, daß allein nach Belgien
und Nordfrankreich monatlich 20 englische Mädchen
verhandelt werden, von denen gut zwei Drittel bis dahin
unverdorben gewesen und nur ein Drittel bereits einen
schlechten Wandel geführt hatte! Die Zahl der noch damals
(1886) in Belgiens Lupanaren befindlichen Engländerinnen
gab Sellecarts auf etwa 100 an! Als Sellecarts mit Stead
sprach, ging dieser Handel immer noch seinen Gang fort.
Der Erstere, welcher behauptete, im ganzen nur elf Mädchen
nach Belgien ausgeführt zu haben, für deren jede er bis
auf 250 Fr. erhielt, wovon er die Reisekosten zu bestreiten
hatte, machte noch sieben andere Sklavenhändler namhaft,
sowie seine Frau (Rahel oder Raphael) und eine gewisse Kate,
welche Mädchen von 13 und 14 Jahren exportierte. Er
fügte bei, daß auch Kinder von 8 und 9 Jahren verhandelt
werden, und versicherte, die meisten Opfer seien so geistes-
beschränkt, daß sie nicht merkten, wozu sie bestimmt seien,
obschon ihnen dies nach den Andeutungen der Händler klar
werden müßte. Erfreulich ist, daß nach seinen Außerungen
seit den in Brüssel gegen seine Kupplerbande geführten
Prozessen und verhängten Strafen die belgische Polizei auf
die Händler fahndet und sich der verhandelten Mädchen
annimmt, wenn sie ihre Hilfe anrufen, und daß der belgische
Oberstaatsanwalt (Procureur du Roi) auf Klage hin gehalten
ist, die in Bordellen Gefangenen zu befreien, selbst wenn
sie durch Schulden gebunden sind.
Außer nach Belgien und Nordfrankreich werden auch
englische Mädchen nach Bordeaux und von da, wenn sie
nicht hier bleiben, nach Spanien und Südamerika verhandelt.
In Bordeaux mußte eine verheiratete Engländerin, welche
sich von ihrem Manne getrennt hatte und von einem griechischen