Full text: Die Gebrechen und Sünden der Sittenpolizei aller Zeiten, vorzüglich der Gegenwart.

— 158 — 
sprochen, sie nach der Schweiz mitgenommen und ihnen in 
Genf eröffnet, was ihrer warte, sie aber durch Aussicht auf 
schöne Kleider und Schmuck zu kirren gesucht; dies bestürzte 
sie, und sie wären geflohen, wenn sie Mittel zur Heimreise 
gehabt hätten. Es stellte sich dann heraus, daß die „Frau“ 
Neumanns, Josepha Hansler, von ihm verführt und zu dem 
infamen Gewerbe abgerichtet war. In München standen sie 
in Verbindung mit einer Zeitungsverkäuferin, Namens Thekla, 
welche ihnen gegen eine Gebühr von 30 Mark Mädchen 
lieferte. „Neumann“ war nicht der wahre Name des Mannes, 
er nannte sich überall anders und war kein Deutscher, sondern 
ein Konstantinopeler Jude. Die von ihm nach und nach 
in die Neue Welt verkauften Mädchen zählten nach Hunderten. 
Leider konnte er in Bordeuux nicht bestraft werden, da er 
auf französischem Gebiete nichts begangen hatte. In München 
aber wurde die Unterhändlerin Thekla und auf ihre Geständ- 
nisse hin sechs andere Weiber und zwei Männer, welche mit 
Mädchen nach Zürich, Turin, Buenos Aires, Petersburg u. s. w. 
handelten, verhaftet. 
Im August 1886 wurde ein 60 Jahre alter Italiener, 
welcher in Zürich mit zwei dortigen jungen Mädchen eben nach 
Bologna abreisen wollte, verhaftet, zu 2 Wochen Gefängnis, 
500 Fr. Buße und fünf Jahren Verbannung aus der Schweiz 
verurteilt. Sein Gehilfe Carlin, Kommissionär in Außersihl, 
erhielt ebenso langes Gefängnis, zahlte 30 Fr. Buße und 
verlor sein Patent. 
Man zählte 1887, als auf der Bahnstrecke Wien-Triest 
zu Steinbrück in Steiermark, ein älterer Mann in Begleitung 
eines jungen Mädchens ausstieg, um am Buffet eine Erfrischung 
einzunehmen. Sofort floh das Mädchen, nach einem Gendarmen 
rufend, in die „Toilette“ und schloß sich ein. Der Begleiter 
wollte die Thüre einstoßen, wurde aber durch den herbei- 
eilenden Gendarmen daran verhindert und dann als ein 
gewisser Schrosl ermittelt, welcher in Agram, Pola und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.