Full text: Die Gebrechen und Sünden der Sittenpolizei aller Zeiten, vorzüglich der Gegenwart.

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Schande gekommen, zerfloß sie in Thränen, worauf er ihr 
ein köstliches Leben und Reichtümer versprach und sie mit 
sich nach London nahm, wo er vom Spielbetrug lebte, sie 
aber dazu anhielt, sich um Geld der Prostitution zu ergeben. 
Als er dann im Januar nach Paris kam, wurde er verhaftet 
und zu acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt, Marguerite 
aber zu ihren Eltern gebracht, wo sie ein ehrbares Leben 
begann. 
Die schon oben (S. 164) genannte Frau Poinsignon, 
welche den Bordellen für Bedarfsorgte, erschien am 12.0kt. 1892 
zum zweiten Male vor dem korrektionellen Gerichte. Ihre Opfer 
waren 18 oder 19 Jahre alt, wurden aber für 21 ausgegeben. 
Sie wurde wegen Verführung zur Unzucht und Fälschung von 
Geburtsscheinen zu 6 Monaten (1) Gefängnis verurteilt. Ihr 
Gehilfe Alfred Lallier, welcher die Überführung der Opfer 
an ihren Bestimmungsort besorgt hatte, war entflohen und 
wurde in contumaciam zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt. 
Die Beiden hatten den Bordellwirten jeweilen Telegramme 
mit den Worten „Venez cherchez chapeaux“ gesandt, und 
eines der Mädchen Eugénie Guênot, hatte seine Mutter be- 
nachrichtigen können, wodurch die Sache an den Tag kam. 
In Lemberg fand (im Herbst 1892) ein zehntägiger 
Prozeß gegen 27 ifraelitische Handelsleute statt, welche einen 
regelrechten Sklavenhandel mit Mädchen nach der Türkei 
betrieben. Die Angeklagten bildeten eine wohl organisierte 
Bande, und jedes Mitglied verrichtete gewisse Funktionen. 
Zweiundzwanzig wurden des Verbrechens der Entführung 
schuldig erkannt und zu schweren Kerkerstrafen in der Dauer 
von drei Monaten bis zu einem Jahre verurteilt. Fünf 
Angeklagte wurden freigesprochen. 
In Straßburg (Elsaß) ist am 28. Oktober 1892 die 
Verhaftung eines Mädchenhändlers gelungen. Seit einiger 
Zeit hielt sich hier ein etwa 55 Jahre alter Mann auf, 
der vorgab, in Paris wohnhaft zu sein und dort ein größeres
	        
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