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Wir haben in diesem Buche keine Rücksicht auf religiöse
Momente genommen, welche in mehreren anderen litterarischen
Arbeiten ähnlicher Tendenz eine Hauptrolle spielen. Diese
Unterlassung hat ihren Grund darin, daß wir mit der Ansicht
der angedeuteten Schriften, als wäre der Mangel an kon-
fessionellem oder biblischem Glauben vorwiegend, wenn nicht
allein, die Quelle der Unsittlichkeit, unmöglich einig gehen
können. Allerdings ist mit der letzteren oft irreligiöse
Gesinnung verbunden, oft aber auch (wie wir aus persönlichen
Beispielen wissen) pietistische oder orthodoxe Richtung. Die
Menschen können nicht nach einerlei Schablone beurteilt
werden. Die Frivolität, welcher auch die Unkeuschheit ent-
springt, ist oft eine ganze, oft nur eine halbe oder teilweise.
Schließt dieselbe auch eine Verwerfung der Religion
als solcher ein, so können wir sie sowenig billigen wie die
Unzucht selbst. Von dieser frivolen Frreligiosität ist aber
himmelweit die wissenschaftlich-kritische Richtung ent-
fernt, welche aus wohl erwogenen historischen und philolo-
gischen Gründen dem Ganzen der Bibel nur sehr teilweise
Glauben schenkt und diese Büchersammlung als reines Menschen-
werk betrachtet.
Dieser Richtung nun müssen wir das nämliche Recht,
das Laster zu bekämpfen, zuerkennen wie der Orthodoxie
und können ein Monopol der letztern auf diese Wirksamkeit
nicht zugeben. Der Orthodoxie sollte es vielmehr willkommen
Dr. Otto Henne am Rhyn. Sittenpolizei. 12