Full text: Die Gebrechen und Sünden der Sittenpolizei aller Zeiten, vorzüglich der Gegenwart.

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keinen Tadel, sondern höchsten Ruhm. So die Erih oder 
Areoi auf den Gesellschaftsinseln, welche ehelos mit schönen 
Weibern ihres Stammes leben und ihre natürlichen Kinder 
töten. So die mit dem Namen Klöbbergölls bezeichneten 
Gesellschaften von Männern und Frauen auf den Karolinen 
und Palau-Inseln. Die weibliche Bedienung in den Männer- 
Klöbbergölls und heimliche Zusammenkünfte zwischen diesen 
Vereinen verschiedener Geschlechter bieten zu manchen Arger- 
nissen Veranlassung. 
Das Vordringen der Europäer in die Sitze der Natur- 
völker hat teils gute, teils schlimme Einwirkungen gehabt, 
erstere durch Geltendmachung echt christlicher Prinzipien von 
Seite der Missionäre, letztere durch das Verhalten zügelloser 
Matrosen und Soldaten, und zwar leider in der Weise, daß 
die schlimmen Einwirkungen die guten überwuchern und die 
Naturvölker an diesem fatalen Überschuß des europäischen 
Lasters zu Grunde gehen, welcher Prozeß in raschem Fort- 
gange begriffen ist. 
In verschiedenen Kolonien europäischer Mächte gehen 
die dort niedergelassenen Weißen mit Töchtern des Landes 
zeitweise Verhältnisse ein und verlassen sie, die solches ganz 
natürlich finden, wenn sie nach Europa zuxückkehren. Auch 
unter den Mischlingen Mittel- und Südamerikas ist die 
wilde Ehe sehr gebräuchlich. 
Im alten Peru war die Ehestiftung ein Staatsmonopol. 
Jeder Jüngling mußte mit 24 und jede Jungfrau mit 18 
bis 20 Jahren heiraten. Die jungen Leute wurden jährlich 
einmal auf einen Platz zusammenberufen und durch die 
Beamten oder Kurakas (Vornehmen) einander zugeteilt, indem 
dieselben ihnen die Hände in einander legten. Bei den Inkas 
(Fürsten) that es der König selbst; doch war die Einwilligung 
der Eltern zur Wahl erforderlich. Jedes neue Ehepaar 
erhielt ein Haus und ein Stück Land und einen fernern 
Teil für jedes Kind, für Söhne aber zwei Teile. Viel-
	        
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