Full text: Die Gebrechen und Sünden der Sittenpolizei aller Zeiten, vorzüglich der Gegenwart.

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auch bei ihren Nachbarn: Ägyptern, Persern, Armeniern 
u. s. w., ob nun die gefeierte Göttin Isis, Astarte oder 
Anahita hieß; die schamloseste Verbindung der gastlichen 
mit der heiligen Prostitution war bei diesen Völkern die 
Regel, und zwar in wachsender Schamlosigkeit bis zu Ein— 
führung des Christentums, indem der religiöse Charakter 
immer weiter zurück und die nackte Habsucht immer mehr 
in den Vordergrund trat. In Kypros und Karthago brachten 
die Jungfrauen auf diesem Wege ungescheut ihre Mitgift 
zusammen, und je mehr sie erwarben, desto mehr Anspruch 
hatten sie auf eine „gute Partie“. 
Daß sowohl eine heilige als auch eine sehr ausgedehnte 
weltliche Prostitution bei den alten Hebräern bestanden 
und in älterer Zeit keinen Anstoß erregt hat, kann nach mehr 
oder weniger offenen Zeugnissen des Alten Testaments keinem 
Zweifel unterliegen. Die Vermählung der sogenannten 
Gottessöhne mit den Töchtern der Menschen vor der Sint— 
flut, wenn auch später als ein Umgang mit bösen Geistern 
verstanden, deutet ursprünglich wohl auf gastliche Prostitution 
gegenüber fremden Ankömmlingen. Eine ganz empörende 
Verkommenheit wird den untergegangenen Städten Sodom 
und Gomorra zugeschrieben, und wie schamlos selbst die 
besten ihrer Bewohner waren, zeigt das ekle Beispiel von 
Lots Töchtern. Die Geschichte von Juda und Thamar 
weist auf allgemein anerkannte Prostitution in sehr alter 
Zeit hin, und wenn Juda seine Schwiegertochter verbrennen 
lassen will, so hat das wieder nur rechtliche und keine 
sittlichen Gründe. Nicht weniger verkommen als die Sodomiten 
werden im Buche der Richter die Bewohner von Gibea 
geschildert. Die nach Mose benannten Gesetze weisen eben— 
falls auf ganz abscheuliche Zustände (Blutschande und wider— 
natürliche Unzucht) hin, denen zu steuern für notwendig 
gehalten wurde. Wir weisen nur auf das 18., 19. und 
20. Kapitel des dritten und auf das 23. des fünften Buches
	        
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