Full text: Die Gebrechen und Sünden der Sittenpolizei aller Zeiten, vorzüglich der Gegenwart.

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stehende Figuren folgten der betrogene Ehemann oder Vater, 
der lüderliche Sohn, der gewissenlose Sklave, der Weiber— 
feind, der Kuppler u. s. w. Als Verwicklungen dienten 
untergeschobene Kinder, Skandalprozesse u. dergl. 
Hauatee in Hellas, ungeachtet aller dort betriebenen Unkeusch- 
heit, doch durch eine nicht unbedeutende Anzahl geistvoller 
Hetären, welche die größten Männer der Hellenen zu fesseln 
wußten, die Prostitution sich mit einem idealen Schimmer 
umgeben, so fiel derselbe bei den Schülern und Besiegern 
der Griechen, den rechts= und kriegskundigen Römern weg. 
Hier gab es nur entweder streng tugendhafte Matronen oder 
feile Weiber. Die römische Prostitution stammt nicht von 
der griechischen, sondern ist Italien ursprünglich eigen. 
Schon mit der Sage vom Ursprunge Roms hängt sie zu- 
sammen. Die „Wölfin“, welche die fabelhaften Gründer der 
„Stadt“, Romulus und Remus säugte, war nach rationali- 
stischer Auffassung der späteren Römer die Hetäre Acca 
Larentia, welche den Beinamen „Lupa“ (Wölfin) trug, wie 
wegen ihrer Habgier alle ihres Gelichters, und nach diesem 
Beinamen hießen die Orte der Unzucht bei den Römern 
Lupanar; das ausgelassene Fest der Lupercalien erinnerte 
angeblich stets an diesen bedenklichen Ursprung der Welt- 
herrscherin. Von altem Ursprung sind auch die schamlosen 
Floralien, bei welchen die Prostitution geradezu öffentlich 
vor allem Volke stattfand. Noch bevor sie mit der griechischen 
Aphrodite verschmolzen war, gestattete oder vielmehr ermutigte 
die italische Venus unter verschiedenen Gestalten in und 
bei ihren Tempeln und unter ihren Priestern und Ver- 
ehrern zwanglose Ausschreitungen. Ja selbst die ehrbarsten 
Römerinnen erröteten nicht, dem schamlosen Bilde Priaps 
ihre Verehrung darzubringen und selbes als Amulet in allen 
möglichen Verhältnissen zu verwenden. So waren schon 
seit alter Zeit die Vorbedingungen zu der scheußlichen Ent- 
artung gegeben, in welche die Sitten Roms seit der Aus-
	        
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