Full text: Die Gebrechen und Sünden der Sittenpolizei aller Zeiten, vorzüglich der Gegenwart.

— 40 — 
schlimmert wurden diese Auffassungen durch die Kriegszüge 
der Römer, besonders jene nach Griechenland, Kleinasien 
und Nordafrika (wo Karthago als ein zweites Babylon galt). 
Die von dort zurückkehrenden Krieger brachten sowohl die 
Gewohnheiten mit, aus denen die bereits erwähnte Ver— 
schlechterung der Sitten Roms hervorwuchs, als die goldenen 
Mittel, um Genossinnen der Orgien, die ihnen ein Bedürfnis 
geworden, zu erkaufen. 
Seit dieser Zeit griff in Rom und dessen Herrschafts— 
gebiet eine zunehmende Verderbnis der Frauen Platz, die 
sich sogar in religiösen Veranstaltungen äußerte. In der 
Nacht vom 3. zum 4. Dezember brachten die römischen 
Frauen in der Wohnung des jeweiligen Konsuls unter 
Leitung seiner Gattin und strenger Fernhaltung aller Männer 
der Bona Dea ein Opfer an zarten Schweinen, auf welches 
eine orgiastisch-mysteriöse Feier folgte. Dieselbe wurde einst 
berüchtigt durch das Eindringen des verkleideten Clodius und 
ist überhaupt in späterer Zeit durch Sittenlosigkeit befleckt 
worden. 
Noch weit schlimmer aber war der Skandalprozeß des 
Jahres 186 v. Chr., zu welchem die aus Griechenland ein— 
geführten, in Rom aber völlig entarteten Bacchanalien 
Anlaß boten. Es waren geheime Orgien, die im Haine der 
Stimula (Semele) an der Tibermündung bei Ostia gefeiert 
wurden und zuerst auf Frauen beschränkt waren, bis eine 
campanische Priesterin es dahin brachte, auch Männer zuzu— 
lassen und die Feier bei öfterer Wiederholung nachts abzu— 
halten, wobei die entsetzlichsten Laster und Verbrechen verübt 
wurden. Als nun ein Sohn aus vornehmem Hause auf 
Antrieb seines verworfenen Stiefvaters eingeweiht werden 
sollte, damit er sich zu Grunde richte und beerbt werden 
könne, bekannte ihm die Hetäre Hispala, mit der er ein 
Verhältnis hatte, daß sie einst in jene Höhlen eingeschleppt 
worden, worauf beide bei dem Konsul Anzeige machten, eine
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.