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sehr bedeutende Seuchen schon im klassischen Altertum") und
sodann im 6., 10. und 13. Jahrhundert beobachtet, meist
in Verbindung mit dem Aussatze. Historisch erwiesen ist,
daß die verheerende Gestalt, welche das ÜUbel im 16. Jahr-
hundert annahm, zuerst im Jahre 1495 von den Franzosen
auf ihrem italienischen Feldzuge in Neapel vorgefunden
wurde; alle europäischen Völker bemühten sich, den Ursprung
dieser Krankheit ihren Nachbarn zur Last zu legen, — so
sehr war man im Dunkeln über deren Herkunft; wahr-
scheinlich hat das unzüchtige Treiben namentlich der Lands-
knechte, welche stets öffentliche Dirnen mit sich führten, in
den häufigen Kriegen jener Zeit die schon von früher her
vorhandene Anlage zu solchen Krankheiten auf Neue geweckt
und der verstärkte Verkehr zwischen den Völkern das Übel
gefährlicher gestaltet.
Thatsächlich hat dieser Umstand in der nächsten Zeit
in fast ganz Europa die Aufhebung der Frauenhäuser
herbeigeführt, die natürlich Hauptherde der Krankheit wurden,
und der durch die bald darauf eintretende kirchliche Refor-
mation genährte moralische Eifer beschleunigte und verall-
gemeinerte jene Maßregel noch. Schon vorher indessen
begann eine Opposition gegen die Stätten der Unzucht.
In Hamburg vertrieb man 1483 die Lustdirnen aus den
zu Kirchen führenden Gassen und wies ihnen mit „Trommeln
und Fahnen“ Winkelgassen zur Wohnung an. In Ferrara
wurden lüderliche Frauenpersonen mit einer Geldstrafe von
fünfundzwanzig Pfund belegt, zweimal ausgepeitscht und auf
zwei Monate eingesperrt. An die Stelle der unerhebbaren
Geldstrafe trat Ausstellung am Pranger. Im Rücdkkfalle
sollte ihnen die Nase abgeschnitten und sie in diesem Zustande
aus der Stadt geführt werden. Den Bürgern, welche Häuser
*) Vergleiche hierüber Rosenbaum, Geschichte der Lustseuche im
Altertum, Halle 1892.