Full text: Die Gebrechen und Sünden der Sittenpolizei aller Zeiten, vorzüglich der Gegenwart.

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Jahrhunderts der Ehebruch mit dem Tode bestraft. Gefallene 
Mädchen sowohl als Witwen mußten, nachdem ihnen der 
Büttel die Haare geschoren, über dem Kopfe einen Schleier 
von Leinwand tragen. An die Stelle der früher mit Strafe 
noch verbundenen Rutenstreiche trat jedoch damals eine 
Geldbuße. Lüderliche Dirnen wurden öffentlich durch die 
Gassen gepeitscht und zum Thore hinausgetrieben. Doch all 
diese Strenge brachte in sittlicher Beziehung keine Besserung 
hervor. Man versuchte es daher mit der Milde. Das Haar— 
abschneiden und der Schleier wurden seit dem Anfange des 
siebenzehnten Jahrhunderts aufgegeben und der Ehebruch in 
Mitte desselben nur noch mit Ausstellung am Pranger, Aus- 
peitschung und Landesverweisung bestraft. Seit dem dreißig- 
jährigem Kriege trat die Syphilis, die man bis dahin wenig 
gekannt, stärker als je auf, und die Zahl der feilen Dirnen 
nahm zu, besonders in Berlin, wo 1690 der Kurfürst 
Friedrich III. (der spätere erste König von Preußen) dieselben 
aufzugreifen und nach dem Zucht= und Spinnhause in Spandau 
abzuliefern befahl. Die „infamen und skandalösen“ Häuser 
wurden mit Strenge geleert und die Beherbergung lüderlicher 
Frauenzimmer bei Geldstrafe verboten. Es half jedoch nichts: 
Die Häuser der Unzucht konnten nicht unterdrückt, die Dirnen, 
welche meist Soldatenkinder waren und daher weder Erziehung 
noch Bildung hatten, zu keinem ehrlichen Berufe gebracht 
werden. Schon im Jahre 1700 mußte, statt der Unterdrückung, 
ein Bordellreglement für Berlin erlassen werden. Man 
duldete nun solche Häuser, überwachte sie aber streng, beauf- 
sichtigte sie ärztlich, und strafte die heimliche Prostitution 
scharf. Der siebenjährige Krieg trug natürlich nichts zur 
Verbesserung der Sitten bei, die Bordelle nahmen zu, und 
1780 gab es deren zu Berlin bereits etwa hundert zu sieben 
bis neun Dirnen, welche in drei Klassen geteilt wurden, 
deren oberste man die „reputierliche“ nannte. — In Hamburg 
wurde während des siebenzehnten Jahrhunderts die Prostitution
	        
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