Full text: Die Gebrechen und Sünden der Sittenpolizei aller Zeiten, vorzüglich der Gegenwart.

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aller Welt vorübergehend verheiraten, das darf sie, — da— 
gegen hat die Republik nichts! 
Mves Guyot geißelt ferner mit bitterer Satire die Art 
und Weise der ärztlichen Untersuchung der Prostitution in 
Frankreich und ihre Unzuverlässigkeit. 
Es geht daraus die scheußliche Thatsache hervor, daß 
nicht nur bei der Eilfertigkeit und Oberflächlichkeit in Folge 
der großen Anzahl der zu Untersuchenden die Arzte oft ge- 
täuscht werden, sondern daß in Folge dieses Umstandes durch 
fortwährend ohne jedesmalige Reinigung gebrauchte Instru- 
mente die Syphilis nicht selten Gesunden eingeimpft wird!!! 
Die Schändung auf dem natürlichen Wege ist ein Ver- 
brechen; die Schändung und Ansteckung durch die „Arzte" 
ist erlaubt! Nicht minder entsetzlich ist die Schilderung, welche 
der Verfasser von dem Gefängnis-Hospital macht, in welchem 
die verhafteten Prostituierten untergebracht werden, von dem 
Schmutz, dem Geruch, der Brutalität bornierter Nonnen, 
dem Mangel an hinreichender Nahrung, die dort herrschen. 
In ähnlichen „Anstalten“ der Provinz soll es noch weit 
ärger aussehen! 
Der hauptsächliche Zweck des Systems der Reglemen- 
tierung, wo Bordelle existieren, ist: Die Prostitution auf diese 
Häuser zu beschränken. Auf die Mittel kommt es nicht an. 
Trotzdem macht dieses Streben keine Fortschritte. Man 
rechnet in Paris 40—50000 unbotmäßige Prostituierte gegen 
2475 „mit Karten", d. h. freilebende mit Ermächtigung zur 
Prostitution, und 1107 „in Häusern“"! Fortwährend nimmt 
die Zahl der „Häuser"“ sowohl als ihrer Bewohnerinnen ab 
und dagegen die der Dirnen „mit Karten“ zu. 
Die sittlichen Zustände Frankreichs sind durchaus faul. 
Nirgends geschehen solche entsetzliche, ungeheuerliche Dinge 
wie hier. In der Rue Duphot zu Paris hauste ein Weib, 
Frau Leroy, welche jedem gut zahlenden Herrn diejenige 
Dame, die er zu besitzen wünschte, nachdem sie sich ihrer
	        
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