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den Gesuchten auf vertrautem Fuße lebten. Aber es kam
zum Bruch innerhalb der sauberen Gesellschaft. Der eine
der Agenten ließ die Maitresse des anderen durch einen
Vierten, Fouillard, verhaften, und der Liebhaber derselben
rächte sich durch Anzeige des Handels. Alle vier Agenten,
bis dahin bei der Polizei sehr beliebt, wurden abgesetzt.
Ohne Zweifel hätten dieselben nichtprostituierte Frauen sehr
bald gefunden.
Wie will man sich aber über die Zustände in Paris
wundern, wenn man liest, wie heute die feinsten Kreise
dieser Hauptstadt sich an den ausschließlich von Dirnen und
Zuhältern handelnden Jargon-Liedern der Sängerin Ywvette
Guilbert ergötzen, welche in schamlosestem Kostüm sowohl
in Kneipen als in Salons auftritt. (Max Nordau in „Nord
und Süd“" 1892.)
Die Bordelle Frankreichs nehmen seit neuester Zeit auf-
fallend ab. In Paris waren ihrer
1843: 235 mit 1450 Dirnen,
1852: 219 „ 1673 „
1861: 196 „ 1823 „
1872: 142 „ 1126 „
1881: 125 „ 1027 „
1888: 72 „ 748 „
1891: 60 „ 597
Die Bevölkerung aber hat sich in derselben Zeit ver-
dreifacht:
In Lyon waren 1854 solcher Häuser 54; 1888: 23.
„ Nantes „ 1861 „ „ 28; 1881: 18.
„ Bordeaux „ früher „ „ 60; 1888: 16.
„ Havre „ 1870 „ „ 34; 1890: 12.
„ Amiens „ früher „ „ 13; 1891: 0.
„ Straßburg (solange es französisch war) gab es 1856 ihrer
27, und schon 1870 waren nur noch 15 (in der deutschen
Zeit sanken sie bis 1888 auf 7 herunter).