Full text: Bismarcks Staatsrecht.

485 
wenn sie sich nicht bewähren sollte, wieder aufgehoben, wenn sie 
sich bewährt, vervollständigt und erweitert werden, und ich hoffe, 
daß das letztere in dem Maße der Fall sein wird, in welchem 
sich im Elsaß der gesunde Sinn der Bevölkerung von unten 
herauf durcharbeitet und sich der Herrschaft bemächtigt im Gegen= 
satz zu einer großen Anzahl von Parisern möchte ich sagen, die 
im Elsaß geblieben sind — nicht Franzosen, denn zwischen Fran= 
zosen und Parisern unterscheide ich erfahrungsgemäß sehr scharf 
— der Elemente, die dort in den gebildeten Klassen zu Hause 
sind, oder doch in diesen allein ihren Ausgangspunkt und ihren 
Halt haben. Alle meine Nachrichten stimmen darin überein, daß 
in der Massenbevölkerung, namentlich aber in der ländlichen, die 
für uns Vertrauen erweckende Gestaltung der Dinge wesentlich 
im Wachsen und im Zunehmen begriffen ist, auch namentlich 
durch die beginnende und werdende Wirkung, welche die allge= 
meine Wehrpflicht ausübt auf diejenigen, welche ihren Militär= 
dienst durchgemacht haben und in ihre Heimat zurückkehren, und 
ich bin überzeugt, daß unser guter Wille, der ja unvermindert 
ist, wenn auch bei mir wenigstens der Mut und die Hoffnung 
auf die Zukunft nicht derselbe ist, wie 1871 — daß unser un= 
verminderter guter Wille mit der Zeit die Sprödigkeit der Kreise 
die uns bisher widerstreben, überwinden wird, wenn wir sie 
ruhig bei ihrer Arbeit lassen. Ich möchte, daß wir es über uns 
gewönnen, sie nicht zu sehr zu stören, weder durch Einwirkung 
unserer gesetzgebenden Körperschaften, noch durch Einwirkung un= 
serer Bureaukratie. Ich habe noch heute Vertrauen zu   dem 
deutschen Keim, der unzerstört, wenn auch überwuchert 
von dem glänzenden Firnis der  französischen hundert= 
jährigen Angehörigkeit, doch unzerstört vorhanden ist, 
und ich glaube, daß die früher französisch gezogene, 
von uns frisch gestutzte deutsche Eiche, kräftig wieder 
ausschlagen wird, wenn wir Ruhe und Geduld haben 
und wenn es uns gelingt, die Fehler unseres eigenen 
Charakters — am Zuvielregieren, möchte ich sagen, 
zurückzuhalten und zu mäßigen und uns der ruhigen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.