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2. Das Emporsteigen der Hobenzollern in Brandenburg
und Preußen.
1. Mark und Kurfürstentum Brandenburg. Aus der von Heinrich I. ge-
gründeten Nordmark hatte sich die Mark Brandenburg gebildet. Sie wurde durch
die Goldne Bulle 1356 zum Kurfürstentum erhoben. Dieses verlieh Kaiser Sigis-
1415 mund auf dem Konzil zu Konstanz im Jahre 1415 dem Burggrafen von Nürnberg,
Friedrich von Hohenzollern.
Friedrich stammte aus einem alten Grafengeschlecht, das seine Burg auf dem
Hohenzollern hatte, einem Bergkegel in der Rauhen Alb. Er hatte dem Kaiser
Sigismund zur Kaiserkrone verholfen und ihm stets treu zur Seite gestanden. Dafür
erwies sich der Kaiser jetzt dankbar, indem er ihm die Mark Brandenburg mit der
Kurfürstenwürde als erbliches Eigentum verlieh. In ununterbrochener Reihe re-
gierten nun seine Nachkommen als Kurfürsten in Brandenburg, dann seit 1701 als
Könige in dem aus Brandenburg hervorgegangenen Preußen und endlich seit 1871
als Kaiser in dem neuen Deutschen Reiche.
2. Das Ordensland Preußen. Zur Mark Brandenburg kam später noch das
Ordensland Preußen. Die alten Bewohner Preußens waren Slawen. Nach
der Zeit der Kreuzzüge kam der Deutsche Ritterorden ins Land, eroberte es und
machte es deutsch und christlich. Er gründete hier als seinen Hauptsitz die herrliche
Marienburg. Später wurde der Orden von den Polen, die nach dem Besitz des
schönen Landes strebten, besiegt und mußte im Frieden zu Thorn 1466 West-
preußen an Polen abtreten. Ostpreußen behielt er als polnisches Lehen. Um die
Macht des Ordens zu heben, wurde der Markgraf Albrecht aus dem mächtigen
Hause Brandenburg zum Hochmeister gewählt. Auf Luthers Rat trat er 1525
zur lutherischen Kirche über und verwandelte das Ordensland in ein weltliches Herzog-
tum unter polnischer Lehnshoheit. Als sein Sohn 1618 starb, erbten die Kurfürsten
von Brandenburg das Land.
Auch am Rhein erwarben die Brandenburger Länder, so daß ihr Besitz aus drei
weit auseinander liegenden Stücken bestand.
3. Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst 1640—1688. a) Als Landesvater.
Durch den Dreißigjährigen Krieg war auch Brandenburg aufs furchtbarste verwüstet
worden; der Tatkraft und Tüchtigkeit des Kurfürsten Friedrich Wilhelms I. gelang
es, wieder bessere Zeiten für sein Land heraufzuführen.
Dem Landmanne verschaffte er Vieh und Saatkorn, und in die entvölkerten
Gegenden zog er Ansiedler aus Holland und der Schweiz, die den sandigen und
sumpfigen Boden der Mark in fruchtbare Felder und Gärten umwandelten. Von
jedem Bauer verlangte er, daß er bei seinem Hause einen Garten anlegte. Dem
Gewerbe kam er zu Hilfe, indem er Webereien, Gewehrfabriken, Glashütten, Eisen-
hütten und Tabakfabriken erbaute. Auf ausländische Waren legte er hohen Zoll
(Schutzzoll) oder verbot ihre Einfuhr ganz. Von besonderem Vorteil war die Auf-
nahme der aus Frankreich vertriebenen Hugenotten. Unter ihnen gab es geschickte
Teppich= und Seidenweber, Goldarbeiter, Tischler und Uhrmacher, die solche Ge-
werbe in Brandenburg zur Blüte brachten. Zur Hebung des Handels verband
der Kurfürst die Oder mit der Spree durch den Friedrich-Wilhelm-Kanal. Berlin
wurde-so der Verkehrsmittelpunkt an einer Wasserstraße von Breslau bis Hamburg.
Er schuf sogar eine Kriegsflotte, die er zuerst im schwedischen Kriege verwandte.