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Schlacht bei Pultawa 1709, in der Karl XII. von Peter dem Großen von Rußland
vollständig besiegt wurde, konnte August der Starke Polen wieder einnehmen.
c) Seine Regierung in Sachsen. Weilte August in Sachsen, so war
seine Regierung auch hier eine fast ununterbrochene Reihe von Festen, Jagden,
Paraden, Feuerwerken (Septemberfeste in Dresden 1719, Lustlager bei Zeithain).
Um das Geld hierzu aufzubringen, wurden Verbrauchssteuern auf alle möglichen
Dinge eingeführt, auf Wein, Fleisch, Tabak, Schuhe, Spitzen, Perücken. Außerdem
verkaufte August Landesteile, darunter auch die Herrschaft Wettin bei Halle, und
richtete in Leipzig die erste Landeslotterie ein.
In Dresden ließ August der Starke den Zwinger erbauen (durch Pöppel-
mann), verschönerte die Elbbrücke, legte an Stelle des abgebrannten Altendresden
die Neustadt an und gründete herrliche Kunstsammlungen. Auch die Frauenkirche
wurde damals errichtet (durch-Gearg—-Bähr). Als der Apotheker Böttger das
Porzellan erfunden hatte, ließ August der Starke in der Albrechtsburg in Meißen
die erste Porzellanfabrik anlegen (Meißner Porzellan). Er ordnete Volkszählungen
und eine Landesvermessung an. An letztere erinnern noch heute die alten Post-
säulen. — Zu seiner Zeit fanden nach einer großen Hungersnot die Kartoffeln im
Lande Verbreitung. Im Jahre 1722 gründete der fromme Graf Zinzendorf
Herrnhut und die Herrnhuter Brüdergemeinde.
3. Friedrich August II. (1733—63), Augusts des Starken Sohn und Nachfolger,
gelangte durch große Geldopfer auch in den Besitz der Krone Polens. Er kümmerte
sich in Sachsen wenig um die Regierung, sondern überließ sie ganz seinem Günstlinge,
dem gewissenlosen Grafen Brühl, der durch maßlose Verschwendung Sachsen an
den Rand des Abgrunds brachte, sich selbst aber zum reichen Manne machte. In
Sachsen herrschte die größte Mißwirtschaft, die schreiendste Ungerechtigkeit. Un-
schuldige wurden eingekerkert, Unmündige ihres Erbes beraubt. Aber weder Klagen
noch Bitten erreichten das Ohr des Herrschers, den Brühl vollständig umgarnt hatte.
Durch Brühl wurde Sachsen in die Schlesischen Kriege verwickelt, von denen be-
sonders der Siebenjährige Krieg wieder unsägliches Elend über das Land brachte.
Friedrich August II. ließ in Dresden die prächtige katholische Hofkirche er-
bauen, auch erweiterte er die Gemäldegalerie durch Ankauf wertvoller Gemälde,
5. B. der weltberühmten Sixtinischen Madonna von Raffael. Unter ihm wurde
Dresden zur Kunststadt, Leipzig zum Mittelpunkt der Musik, Literatur und Wissen-
schaft. In Leipzig lebten damals Johann Sebastian Bach und Christian Fürchtegott
Gellert.“
XlI. Begründung der Sroßmachtitellung Preußens.
1. Friedkrich Ulilbelm I. ux#18—740).
Friedrich Wilhelm I. war der Sohn Friedrichs I., des ersten preußischen Königs.
An seinem Hofe herrschte die größte Einfachheit und Sparsamkeit. Bald waren
die Schulden, in die sein prachtliebender Vater das Land gestürzt hatte, getilgt.
Der König war von früh bis spät unausgesetzt tätig. Einen solchen Fleiß verlangte
er auch von allen seinen Beamten, und er sah mit eiserner Strenge auf ernsteste
Pflichterfüllung. Seine eifrigste Fürsorge wandte er dem Heere zu. Eine besondere
Vorliebe zeigte er für die „langen Kerle“. Sein Leibregiment in Potsdam bestand