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rückte Friedrich mit dem Geschütze und der Infanterie vor, und in zwei Stunden
war der Sieg entschieden.
Bis hinter den Rhein liefen die Franzosen; ihr Übermut war schrecklich bestraft
worden. Damals entstand das Spottlicd:
„Und wenn der große Friedrich kommt und klopft nur auf die Hosen,
so läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen.“
d) Leuthen. Friedrich hatte keine Zeit, die fliehenden Franzosen zu verfolgen;
er mußte nach Schlesien. Dort waren die Osterreicher mit einer Armee von 90000
Mann erschienen. Als Friedrich mit seinem kleinen Heere von 33000 Mann heran-
rückte, spotteten sie über die „Potsdamer Wachtparade". Nun galt es zu siegen,
oder es war alles verloren. Friedrich versammelte deshalb vor der Schlacht seine
höheren Offiziere und hielt an sie eine begeisternde Ansprache, die mit den Worten
schloß: „Leben Sie wohl! In kurzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen
uns nicht wieder.“ Am 5. Dezember wagte Friedrich die Schlacht und gewann sie.
Erst machte er einen Scheinangriff auf den österreichischen rechten Flügel. Als der
Feind nun Verstärkung dorthin schickte, warf sich Friedrich mit aller Kraft auf den
linken Flügel und schlug ihn in kurzer Zeit in die Flucht. Am Abend stimmte ein
alter Grenadier mitten auf dem Schlachtfelde das Lied an: „Nun danket alle Gott!“
und die ganze Armee sang das schöne Lied mit. (Ged.: Der Choral von Leuthen,
von Besser.)
4. 1758. a) Zorndorf. Unterdessen waren die Russen in die Neumark
eingefallen und bis Küstrin vorgedrungen. Schrecklich hatten sie das Land verwüstet.
Friedrich eilte dahin. „Habt nur Geduld, Kinder,“ so tröstete er die jammernden
Bewohner, „ich will euch alles wieder aufbauen.“ Und zur Linderung der Not
ließ er sofort 600000 Mark verteilen. Bei Zorndorf kam es am 25. August zur
blutigsten Schlacht des Krieges. Mit großer Erbitterung wurde auf beiden Seiten
gefochten. Die Entscheidung brachte Seydlitz mit seinen Reitern. Friedrich siegte,
hatte aber so große Verluste, daß er den Feind nicht verfolgen konnte.
b) Hochkirch. Von hier eilte Friedrich nach Sachsen, wo Daun mit einer
großen Armee stand. Bei Hochkirch zwischen Bautzen und Löbau bezog Friedrich
im Angesichte des Feindes ein offenes Lager. „Wenn uns die Osterreicher hier in
Ruhe lassen,“ sagte da der Feldmarschall von Keith zum Könige, „so verdienen sie,
gehängt zu werden.“ Lächelnd antwortete Friedrich: „Sie fürchten sich vor uns
mehr als vor dem Galgen.“ Aber diesmal irrte sich der König. Morgens in aller
Frühe, während noch alles in seinem Lager schlief, überfielen ihn die Osterreicher.
Im Heere entstand eine schreckliche Verwirrung. Dem Könige selbst wurde ein Pferd
unter dem Leibe erschossen. Er mußte das Dorf aufgeben und sich zurückziehen.
5. 1759. a) Kunersdorf. Wiederum fielen die Russen in die Neumark
ein. Friedrich stellte sich dem vereinten russisch-österreichischen Heere bei Kuners-
dorf entgegen; aber die Schlacht endete mit einer Niederlage für ihn. Ganze Re-
gimenter wurden vom feindlichen Feuer niedergestreckt; dem Könige selbst wurden
zwei Pferde unter dem Leibe erschossen; auch traf ihn eine Kugel, die jedoch zum
Glück von einer goldenen Dose in der Westentasche aufgehalten wurde. Friedrich
glaubte, es sei aus mit ihm. Auf dem Rücken eines Rittmeisters schrieb er an den
Minister von Finkenstein: „Alles ist verloren. Retten Sie die königliche Familie
nach Magdeburg. Adien für immer!“
1758