Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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die Fürsten, die dort Besitzungen verloren hatten, zu entschädigen, gab er ihnen 
geistliche Fürstentümer und reichsunmittelbare Städte diesseit des Rheins. Sämit- 
liche geistliche Herrschaften in Deutschland bis auf drei verloren so mit einem 
Schlage ihren weltlichen Besitz und ebenso sämtliche Reichsstädte bis auf sechs ihre 
Selbständigkeit. Als Napoleon Kaiser geworden war, wollte er sich zum Herrn von 
ganz Europa machen. Es verbanden sich darum die Engländer, Russen und Oster- 
reicher gegen ihn. Die Engländer vernichteten seine Flotte bei Trafalgar, wo 
Admiral Nelson, der tapfere Anführer der Engländer, den Heldentod fand. Die 
Russen und Österreicher aber schlug Napoleon in der Dreikaiserschlacht bei Auster- 
litz 1805). Im Frieden mußte Osterreich / seines Landes abtreten, u. a. auch 
Tirol an Bayern. 
Nun war Napoleons Streben darauf gerichtet, auch die Macht des alters- 
schwachen Deutschlands zu brechen. Im Jahre 1806 stiftete er den sogenannten 
Rheinbund. 16 deutsche Staaten (Bayern, Württemberg, Baden, Darmstadt, Nassau 
u. a.) traten dem Bunde bei und stellten sich damit unter den Schutz Napoleons. 
Viele kleinere Reichsfürsten, deren Gebiet im Bereiche dieses Rheinbundes lag, 
wurden ihrer landesherrlichen Rechte entkleidet und Untertanen der ihnen nächst- 
liegenden Rheinbundstaaten. Infolge dieser Vorgänge legte Franz II., der 49. Kaiser 
1805 
Deutschlands, im Jahre 1806 die deutsche Kaiserkrone nieder und führte 1803 
fortan den Titel „Kaiser von Osterreich. Damit hatte das morsche, beinahe 
tausendjährige „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“ sein Ende erreicht. 
2. Der Krieg von 1806 und 1807. 
1. Preußen erklärt an Frankreich den Krieg. Nachdem Napoleon 1805 Oster- 
reich besiegt und mit den süddeutschen Staaten den Rheinbund geschlossen hatte, 
gab es nur noch zwei größere Länder in Deutschland, die sich seinem Willen nicht 
fügten, Preußen und Sachsen. 
In Preußen regierte damals Friedrich Wilhelm III. (1797—1840). Er 
liebte den Frieden und betrachtete es als seine höchste Aufgabe, seinem Volke den 
Frieden zu erhalten. An der Seite seiner schönen und edlen Gemahlin, der Königin 
Luise, einer Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, und umgeben von einer Schar 
blühender Kinder führte er ein glückliches Familienleben. 
Wie es nun aber schien, legte Napoleon es ganz darauf an, Preußen bis aufs 
äußerste zu demütigen oder zum Kampfe der Verzweiflung zu reizen. Vor allem 
suchte er zu verhindern, daß Preußen mit den nicht zum Rheinbunde gehörenden 
Fürsten einen „Norddeutschen Bund“ bilde. Ohne Zustimmung Preußens ließ er 
1805 im Kriege gegen Osterreich seine Truppen durch den preußischen Bezirk Ansbach 
marschieren. Auch verlangte er, daß Preußen allen englischen Schiffen Häfen und 
Küsten verschließen solle. Im ganzen Lande war man über diesen Übermut Na- 
poleons empört, und die Offiziere in Berlin zogen des Abends vor die Wohnung 
des französischen Gesandten und wetzten ihre Degen an den steinernen Treppen 
des Gebäudes. Notgedrungen erklärte der König endlich den Krieg an Frankreich. 
Sachsen schloß sich ihm an. 
2. Das preußische Heer hatte nach dem Tode Friedrichs des Großen viel von 
seiner Kriegstüchtigkeit verloren. Die Heerführer waren alt und bequem, die Soldaten 
mehr Handwerker als geübte Kriegsleute. Ein großer Teil der Soldaten war fast
	        
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