18.
Juli
Aug.
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Auf der Grundlage des Norddeutschen Bundes ist dann später das
Deutsche Reich aufgebaut worden. Der Norddeutsche Bund schloß mit den
süddeutschen Staaten ein geheimes Schutz= und Trutzbündnis, dem-
zufolge der König von Preußen für den Fall eines Krieges den Oberbefehl auch
über alle Truppen der süddeutschen Staaten erhielt.
4. Der Deutsch-franzölische Krieg. 1870—1871.
a) Die Ursache und die ersten Siege.
1. Ursache. Mit neidischen Augen sahen die Franzosen auf die wachsende
Macht Preußens. Man suchte nach einem Vorwande zum Kriege, und er war bald
gefunden. Die Spanier wählten sich nämlich um jene Zeit den Prinzen Leopold
von Hohenzollern-Sigmaringen, einen Verwandten des Königs von Preußen,
zu ihrem Könige. Das durfte nicht sein. Napoleon III. war, durch törichte Rat-
geber aufgehetzt, so unverschämt, vom König Wilhelm zu verlangen, daß er dem
Prinzen die Annahme der spanischen Krone verbiete. Es genügte den hochmütigen
Franzosen nicht, daß der König hierauf erklärte, er habe zu solchem Verbote kein
Recht; auch das genügte nicht, daß der Prinz aus eigenem Antriebe auf die Krone
verzichtete. In ihrer Verblendung forderten sie vom König Wilhelm sogar schrift-
lich das Versprechen, daß er die Bewerbung des Prinzen nicht von neuem zulassen
werde. Entrüstet wies der König den Gesandten Benedetti, der ihm diese Erklärung
in Ems abforderte, zurück. Von diesen Ereignissen setzte der König Bismarck tele-
graphisch in Kenntnis. Dieser veröffentlichte die „Emser Depesche“ in verkürzter
Form, um dem Volke zu zeigen, welche Demütigung man seinem König zugedacht
hatte. Zwei Tage später beschloß Frankreich den Krieg gegen Preußen. Am
19. Juli traf die Kriegserklärung in Berlin ein, und an demselben Tage, dem Todes-
tage seiner unvergeßlichen Mutter, erneuerte der König den Orden des Eisernen
Kreuzes als Auszeichnung für tapfere Taten.
2. Rüstung. Der König begab sich sofort nach Berlin, wo er mit lautem Jubel begrüßt
wurde. Noch in derselben Nacht erteilte er den Befehl zur Mobilmachung der ganzen Armee.
In wenigen Tagen stand sie gerüstet da. Mit dem Gesange: „Lieb Vaterland, magst ruhig
sein, fest steht und treu die Wacht am Rhein!“ zog sie nach Westen. Auch die Süddeutschen
(Bayern, Württemberger und Badener) griffen begeistert zu den Waffen. So einig hatte
man das deutsche Volk noch nie gesehen. Napoleon war darüber sehr enttäuscht; denn er hatte
bestimmt erwartet, daß sich Süddeutschland mit ihm verbünden werde. Es wurden nun drei
große Armeen gebildet: die erste stand unter Steinmetz an der Mosel, die zweite unter dem
Prinzen Friedrich Karl in der Rheinpfalz, die dritte unter dem Kronprinzen von
Preußen etwas weiter südlich von Landau bis Karlsruhe. Die Franzosen stellten zwei Heere
auf, das eine unter Bazaine bei Metz, das andere unter Mac Mahon bei Straßburg.
3. Weißenburg, 4. August. Der Kronprinz überschritt zuerst die Grenze und
traf bei Weißenburg auf den Feind. Die Bayern begannen den Kampg, erstürmten
die Stadt und nahmen das feindliche Bataillon gefangen. Fast gleichzeitig er-
oberten die Preußen den Bahnhof, der von den Turkos besetzt war, und mancher
braune Wüstensohn fiel hier und in den umliegenden Hopfengärten in ihre Hände.
Mehr Arbeit machten der Geißberg und das feste Schloß auf seiner Höhe. Der
feindliche General hatte hier mit seiner Hauptmacht gut gedeckte Stellungen inne
und verteidigte sie hartnäckig.
Tapfer gehen die Deutschen mit Trommelschlag und fliegenden Fahnen gegen
das Feuer der Batterien und Chassepots vor. Als der Fahnenträger seines Bataillons