Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

Il — VII — 
die Täler und hinauf auf die Plateaus der Tafelberge. In den feuchten dunklen 
Schluchten haben sich schwellende Moose und nickende Farnwedel angesiedelt, 
und die steilen Wände sind oft mit leuchtend gelber Schwefelflechte bedeckt. 
In einigen Tälern rauschen Wasserfälle, so der Amselfall hinter der Bastei, 
in anderen hat man den Fluß aufgestaut. Dann liegen tief in die Felsen ein- 
gebettet wundervolle schmale Seen da, deren glatten Spiegel selten ein Wind- 
hauch beunruhigt; leise gleitet der Kahn mit den Reisenden darüber hin (die 
Obere Schleuse an der Kirnitzsch, die Edmundsklamm in Böhmen). Außer 
der Kirnitzsch fließen durch das Elbsandsteingebirge von rechts noch die Sebnitz 
und Polenz zur Elbe, die sich im Lachsbach vereinigen, sowie von links die 
Biela (d. h. die Weiße, Schäumende) 
und die Gottleuba. 
5. Die Bastei. Am berühmtesten 
unter den Aussichtspunkten ist die Bastei. 
200 Meter über der Elbe schiebt sich aus 
den Felswänden eine Felsplatte heraus, 
die mit einem Geländer versehen wor- 
den ist. Betritt man diese Platte, so 
überschaut man das ganze Gebirge. In 
schwindelnder Tiefe senkrecht unter uns 
zieht die Elbe dahin. Dampsschiffe, 
Eisenbahn, Häuser — alles sieht aus 
wie niedliches Spielzeug. Der Weg ins 
Tal führt über die kühn angelegte 
- Basteibrücke, auf der man sicher über 
gühnende Abgründe schreitet. 
¾ 6. Bewohner. Infolge seiner 
schweren Zugänglichkeit ist das Elb- 
sandsteingebirge spät besiedelt worden. 
- In der Schwedenzeit des Dreißig- 
Der Amselfall. jährigen Krieges flüchteten sich die Be- 
wohner der in der Umgegend ge- 
legenen Orte in die unzugänglichen Klüfte und Höhlen (Schwedenlöcher, Kuh- 
stall). Die jetzigen Bewohner sind Schiffer, Waldarbeiter, Steinbrecher. Viele 
verdienen ihren Unterhalt durch die zahlreich hierherkommenden Fremden. Auch 
die Herstellung künstlicher Blumen, die in dem nahen Sebnitz ihren Hauptsitz 
hat, gibt vielen, besonders Frauen, Verdienst. 
7. Im Steinbruch. Im Elbtale und in den Seitentälern bemerkt man 
biele Sandsteinbrüche. Hier wird der „pirnaische Sandstein“ gewonnen, der dann 
auf großen Kähnen stromabwärts geht. Er findet als Baustein und zu Bild- 
hauerarbeiten Verwendung. Die Steinbrecherei ist ein schweres, gefährliches und 
gesundheitsschädliches Gewerbe. Das Schwerste ist das „Hohlmachen“ einer 
Wand, wobei die Arbeiter oft liegend mit der Spitzhacke arbeiten müssen. Ist 
man weit genug unter die Steinwand hineingekommen, so sprengt man sie 
vollends ab. Es ist aber vorgekommen, daß eine Wand vorzeitig niedergebrochen 
ist und die Steinbrecher verschüttet oder erdrückt hat. Der Sandsteinstaub, 
 
	        
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