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c) Der Eisenbergbau. In dem Dreiecke zwischen der Zwickauer Mulde
und dem Schwarzwasser fand man besonders Eisenerze. Aber auch anderwärts,
z. B. im Tale der Preßnitz, einem Nebenflusse der Zschopau, war es der Fall.
Bei Schwarzenberg, Johanngeorgenstadt, Eibenstock gab es zahlreiche
Eisengruben, Schmelzöfen und Hammerwerke. Der Eisenbergbau ließ später nach,
da das Ausland die Eisenerze viel billiger lieferte. Doch blüht in der Schwarzen-
berger Gegend noch jetzt Eisenwarenindustrie; allerdings wird überall ausländisches
Eisen verarbeitet. Besonders werden Blechwaren aller Art hergestellt. Hauptort
dieser Industrie ist Aue an der Zwickauer Mulde, wo sich auch eine Fachschule
für Blecharbeiter befindet.
9. Die Industrie. a) Das allmähliche Aufhören des früher so lohnenden
Bergbaues hat die Bewohner seit langem genötigt, zu anderen Beschäftigungen
überzugehen. Einem Teile der Bevölkerung boten die sonstigen Erzeugnisse des
Gebirges hierzu Gelegenheit: Holz, Stroh, Flachs, Steine usw. Die sich hierauf
gründenden Industrien nennt man bodenständige. Jetzt freilich muß ein großer
Teil des zu verarbeitenden Materials aus dem Auslande herbeigeschafft werden,
da das heimische nicht mehr zureicht. Andere Beschäftigungsarten wurden von
auswärts eingeführt, sind also nicht bodenständig, wie z. B. das Klöppeln.
b) As in Seiffen, nahe der oberen Flöha, der Zinnbergbau nicht mehr
lohnte, begann man, aus dem reichlich vorhandenen Holz des Gebirgswaldes
Spielwaren herzustellen. Es entstand die Spielwarenindustrie, deren Haupt-
gebiet das Flöhatal ist und deren Hauptorte Seiffen, Olbernhau, Grün-
hainichen sind. Etwa 8000 Menschen leben von ihr. Dabei herrscht weit-
gehende Arbeitsteilung. In einem Orte werden z. B. Puppenmöbel hergestellt,
in einem andern Tiere, einem dritten Soldaten, einem vierten Kinderflinten uff.
Auch innerhalb der Orte, ja sogar innerhalb der Familien setzt sich diese Arbeits-
teilung fort, so daß etwa in einem Haus Pferde, in einem andern Hunde an-
gefertigt werden, und daß in einer Familie der Vater drechselt, die Knaben
schnitzen, die Mutter leimt, die Mädchen anmalen. Das erste und wichtigste ist das
Drechseln eines Holzringes, der, wenn man ihn wie einen Napfkuchen schneidet, die
anzufertigenden Figuren in ihren Grundformen hergeben muß (Seiffener Ringe).
Im Weißeritzgebiet ist die Stuhlbauerei entstanden, deren Hauptort Rabenau
ist, im Müglitzgebiet bis herüber zur Wilden Weißeritz die Strohflechterei mit
Dippoldiswalde und Kreischa als Hauptplätzen. Bei Zöblitz findet man den
merkwürdigen Serpentinstein, der sich schneiden und drechseln läßt und den
man zu Urnen, Denkmälern, Vasen, Büchsen, Wärmsteinen usw. verarbeitet. Die
Blechwarenindustrie von Aue und Umgegend wurde schon erwähnt, wie auch
die Papier- und Pappenfabrikation, die in den Flußtälern allenthalben
anzutreffen ist.
JO0) In der Annaberger Gegend fand nach dem Niedergange des Bergbaues die
Spitzenklöppelei Verbreitung, und zwar hauptsächlich durch die Bemühungen
der Barbara Uttmann, der deshalb in Annaberg ein Denkmal errichtet worden ist.
Sie lebte vor 350 Jahren. Schon von klein auf lernen die Mädchen mit dem
Klöppelsack hantieren, und sie bringen es zu staunenswerter Fertigkeit im Werfen
der Klöppel. Seit aber feine Spitzen viel billiger mit Maschinen hergestellt
werden, ist das Klöppeln nicht mehr lohnend und geht ständig zurück. Annaberg