Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

Deutschland. 
(540000 qkm. Im Jahre 1910: 64,9 Millionen Einwohner.) 
A. Deutschlands Größe, Lage und Grenzen. 
Deutschland ist nach seiner räumlichen Ausdehnung der vierte und nach 
seiner Bevölkerungszahl der zweite Staat Europas. Es liegt in Mitteleuropa, 
also im Herzen Europas. Die zentrale Lage war einst in den Zeiten der 
Ohnmacht eine große Gefahr für unser Vaterland; sie bietet uns augenblicklich 
große Vorteile, weil sie einen gewaltigen Durchgangsverkehr und Zwischenhandel 
ermöglicht; sie zwingt uns aber auch, unablässig auf unserer Hut zu sein. 
Deutschland ist durch natürliche und künstliche Grenzen von seinen 
Nachbarländern geschieden. Im Norden bilden Nord= und Ostsee eine wegen 
der vielen Häfen leicht zu überwindende Scheidewand zwischen Deutschland 
und den Ländern Nordeuropas. Die Ostgrenze gegen Rußland ist überall offen 
und durch starke Festungen wie Posen, Graudenz und Thorn geschützt. Von 
Osterreich-Ungarn im Süden scheiden uns hohe Gebirge, die aber in zahlreichen 
Pässen einen nachbarlichen Verkehr ermöglichen. Der mächtige Gebirgswall der 
Alpen trennt Deutschland von Südeuropa. Die Westgrenze beginnt zwar mit 
der für einen Einfall feindlicher Heere günstigen Burgundischen Pforte, folgt 
dann aber dem Kamm des Wasgenwaldes. In Lothringen dient zum Schutze 
der offenen Grenze die starke Festung Metz. Da die Westgrenze in ihrem weiteren 
Verlauf nur selten durch Flüsse und Gebirge gebildet wird, hat unser Vaterland 
dieselbe durch den Bau der Festungen Cöln und Wesel zu schirmen gesucht. 
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B. Die natürlichen Landschaften Deutschlands. 
Unser deutsches Vaterland zeigt in seiner Bodengestaltung einen mannig- 
faltigen Wechsel. Im Norden begrenzen es zwei Meere: die Nord= und 
Ostsee. Den ganzen Norden bedeckt die nur von niedrigen Höhenzügen durch- 
zogene Norddeutsche Tiefebene (lI), die mit vielen Buchten (Ud Schlesien, 
Ula und b Thüringen-Sachsen) in das südlich der Tiefebene gelegene Gebirgs- 
land eingreift. Die Elbe zerlegt die Norddeutsche Tiefebene in das Ost-- (IA) 
und Westdeutsche Tiefland (IIB). Der Nördliche (a) und Südliche (b) Höhen- 
rücken umgeben in dem Ostdeutschen Tiefland eine Tieflandsmulde (c). Die zahl- 
reichen Gebirgszüge zwischen der Norddeutschen Tiefebene und dem Main nennt 
man das Mitteldeutsche Gebirge. Im westlichen Teile dieses Gebirges liegt 
zu beiden Seiten des Rheines von Bingen bis Bonn das Rheinische Schiefer- 
gebirge (IV); ihm vorgelagert sind die Münstersche Bucht (IV 2), die Nieder- 
rheinische Tiefebene (IV 3) und die Ravensberger Mulde (IV 4). An das 
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