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Berlin gehen, nehmen meistens den Weg über Stettin. Berühmt ist die Schiffs= und
Maschinenbauanstalt „Vulkan“ bei Stettin. Hier werden große Panzerschiffe hergestellt.
In 2 Stunden fährt man von Stettin aus mit einem Dampfboote nach dem
Stettiner Haff. Dieses Haff steht durch drei Arme, Peene, Swine und
Divenow ldifenol, mit der Ostsee in Verbindung. Durch die drei Wasserarme
werden die beiden Inseln Usedom und Wollin gebildet. Die Dörfer, z. B.
Heringsdorf, an der mit prachtvollen Laubwäldern und fruchtbaren Wiesenflächen
geschmückten, hügeligen Küste werden im Sommer viel von Badegästen aufgesucht.
5. Die Mechlenburgische Seenplatte, der zwischen Oder und Elbe-Trave-
kanal gelegene Teil des Landrückens, greift an zwei Stellen nach Pommern hin-
über. In seiner muldenförmigen Einsenkung liegen 4—500 größere und kleinere
Seen. Die meist von bewaldeten Höhen umgebenen fischreichen Seen sind durch
zahlreiche Kanäle und schiffbare Flüsse verbunden und machen daher einen regen
Verkehr mit kleinen Fahrzeugen möglich. An dem prachtvollen Schweriner See
liegt Schwerin (42 T.), die Hauptstadt von Mecklenburg-Schwerin. Südlich
davon findet sich das Dorf Wöbbelin mit Theodor Körners Grab. Im südöst-
lichen Teile der Seenplatte liegt Neu-Strelitz, die Hauptstadt von Mecklenburg-
Strelitz. Der Südabhang des Landrückens nach der Elbe zu hat große Moor-
und Sandstrecken mit Kiefernwäldern und Schaftriften. In einer solchen unfrucht-
baren Gegend liegt Parchim, der Geburtsort Moltkes. Auch Ludwigslust,
die zweite Residenz des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin, findet sich hier
im Süden, jedoch inmitten einer reizenden Oase der Sandgegend.
Der Nordabhang der Mecklenburger Seenplatte ist recht fruchtbar.
Das feuchtmilde Klima ist dem Pflanzenwuchse außerordentlich günstig, und da
auch der leichte Sandboden vielfach mit Ton vermischt ist, so finden wir in
Mecklenburg anmutige Eichenwälder, blühende Ackerfluren und saftige Wiesen.
Die Wiesen haben durch ihren Grasreichtum eine bedeutende Schaf= und Rind-
viehzucht hervorgerufen. Zur Bearbeitung des stellenweise sehr fetten Bodens
sind sehr kräftige Pferde erforderlich. Daher sieht man überall vor dem Pfluge
und der Egge die dicken, plumpen Mecklenburger Pferde.
Die Bewohner Mecklenburgs sind ein biederer, derber Menschenschlag. Der
Grund und Boden ist meist in den Händen des Landesherrn und der zahlreichen
Rittergutsbesitzer. Kleine Bauerngüter sind nur in geringer Menge vorhanden.
Die beiden Großherzogtümer sind die am dünnsten bevölkerten Staaten Deutschlands.
Der Teil der Seenplatte, der nach Pommern hineinragt, ist so fruchtbar, daß
fast jeder Fleck landwirtschaftlich ausgenutzt wird. Waldungen sind selten. Der
größte Teil des Grund und Bodens ist hier Eigentum der Großgrundbesitzer.
Das Vorpommersche und Mecklenburgische Küstenland, eine Ebene,
ist dem Nordabhang des Landrückens vorgelagert. In dem ebenen Festland Vor-
pommerns wechseln fruchtbare Ackerflächen mit herrlichen Laubwaldungen. Die
bedeutendste Stadt ist hier Strälsund (34 T.), ehemals eine Festung, die Wallen-
stein vergeblich belagerte und in der 1809 Schill seinen Tod fand. Südöstlich von
Stralsund liegt Greifswald, eine der ältesten Universitäten Deutschlands. Das
vorpommersche Küstengebiet überrascht durch den Reichtum seiner Gliederung. Auf
den wunderlich gestalteten Halbinseln ist etwa die Hälfte des Bodens mit Wald