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die dann durch den Wind auf die benachbarten Landstriche gelangt und so die
Temperatur im Winter erhöht. Daher die milden Winter in Gegenden mit Seeklima.
Im Sommer dagegen vermindert das Meer durch seine stete Ausdünstung, wobei viel
Wärme verbraucht wird, die Wärme und erniedrigt durch die kühlen Seewinde die
Temperatur des Landes. Daher die kühlen Sommer. An der Ostseeküste kommt das
milde Seeklima nicht so zur Geltung.
Die Flachküste der Nordsee ist arm an Häfen. An der Flußmündung der
Elbe liegt Hamburg (932 T.), die größte Seehandelsstadt des europäischen
Festlandes.
Hamvurg vermittelt den Welthandel Deutschlands. Im Jahre 1905 wurden für
2866 Millionen Mark Waren eingeführt, die Ausfuhr hatte einen Wert von 2345 Millionen
Mark. Die größten Seeschiffe können zur Flutzeit bis zur Stadt gelangen. Dazu
kommt noch, daß Hamburg seine überseeischen Waren auf der Elbe weit nach Deutschland
hinein versenden und die Erzeugnisse des Binnenlandes mit Leichtigkeit wiederum auf der
Elbe herbeiholen kann. Für die großen Handelsherren Hamburgs ist auch der Umstand
wichtig, daß ein Seitenarm der Elbe und die bei Hamburg in die Elbe einmündende
Alster in vielen kleinen Kanälen (Fleeten) die Stadt durchfließen. Die Waren können
daher aus den großen Seeschiffen mit Leichtigkeit auf sogenannten „Schuten“ mitten in
die Stadt hinein bis vor die Niederlagen der Kaufleute gebracht werden. — Das Sehens-
würdigste in Hamburg ist der Hafen. Hamburg hat die größte Segler= und Dampferflotte
Deutschlands. Im Hafen starrt uns ein wahrer Wald von Masten entgegen. Neben den
großen Dampfern liegen die stolzen Dreimaster, und auf den gewaltigen Segelstangen
klettern Matrosen, ein Lied singend, geschickt hin und her. Hier fährt eben ein Auswanderer-
schiff aus dem Hafen, dort wird ein Westindienfahrer entladen. Der Glanzpunkt Hamburgs
ist die Binnenalster, eine seenartige Erweiterung der Alster. Von früh bis spät ist sie
mit zahlreichen kleinen Dampfern belebt. — In Hamburg befindet sich auch die Deutsche
Seewarte. Sie hat die Aufgabe, alle Naturverhältnisse zu untersuchen, die für die
Schiffahrt wichtig sind. Hunderte von Seeleuten aus der Kriegs= und Handelsmarine
teilen ihr die Beobachtungen mit, die sie auf ihren Reisen über Meeres= und Küsten-
verhältnisse gemacht haben. Auch warnt sie die an den deutschen Küsten liegenden Schiffe
vermittelst des Telegraphen vor dem Sturme und gibt täglich Wetterberichte aus.
Zum Hamburger Gebiete gehören noch Cuxhaven, der Vorhafen von Hamburg,
und die Vierlande. Die Vierlande sind 4 von Deichen eingeschlossene Land-
schaften, deren fetter Marschboden vorzügliches Obst und Gemüse hervorbringt,
sodaß der Hamburger Markt damit versorgt werden kann. Hamburg, Lübeck
und Bremen, die 3 freien Reichsstädte, sind die Reste des einstigen Hansa-
bundes. Die zu Schleswig-Holstein gehörende Fabrik= und Handelsstadt Altona
(172 T.) ist fast verwachsen mit Hamburg.
b. Der Sübliche Landrücken.
Der Südliche Landrücken ist ein Hügelzug, dem die schönen Seen und
vielfach die Laubwälder des Nördlichen Landrückens fehlen. Er erstreckt sich von
Schlesien bis zur Lüneburger Heide. Wir unterscheiden: 1) Schlesischer Land-
rücken (S. 19), 2) Fläming, 3) Lüneburger Heide (S. 23).
Der Fläming, eine Hochfläche von 100—200 m, aus der einzelne Höhen
emporragen, führt seinen Namen von den Vlamen oder Flamländern, die
Albrecht der Bär als Kolonisten hier ansiedelte. Unter dem Sand liegen
Lehmschichten, die das Wasser der Niederschläge ableiten. Daher ist der
Fläming arm an stehenden und fließenden Gewässern. In den höher gelegenen
Orten müssen Windmühlen Pumpen treiben, die das Wasser emporheben. Die