Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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Das rbeinisch-weltkälische Induftriegebiet. 
Einen gewaltigen Gegensatz zu den Saatgefilden des Münsterlandes und der 
Börde bietet das zwischen den Städten Hamm, Hagen, Duisburg und 
Recklinghausen liegende Industriegebiet. Ortschaft neben Ortschaft, Stadt an 
Stadt, hochragende Schornsteine überall. Fabriken in Hülle und Fülle. Am Abend 
ist der Himmel vom Widerschein der zahlreichen Hochöfen und Eisenwerke in Glut 
getaucht. Die ganze Gegend ist eingehüllt in einen Nebel= und Dunstschleier, erfüllt 
von dröhnender Arbeit und rastlosem Verkehr. Aus dem dunklen Schoß der Erde 
schaffen über 350000 Bergleute mehr als die Hälfte aller Kohlen Deutschlands, 
nämlich 91 Million t im Werte von 900 Million Mark. In den zahlreichen 
Hochöfen wird aus heimischen und fremden Erzen aus Schweden und Spanien etwa 
40% des deutschen Roheisens gewonnen, das in zahlreichen Fabriken weiter verarbeitet 
wird. In vielen Orten bildet die Eisenindustrie den wichtigsten Erwerbszweig der 
Bewohner. Die Erzeugnisse der Eisenindustrie haben Weltruf. Auf den Eisenbahnen 
wird ½ aller Güter Deutschlands verschickt. Kanäle (Dortmund-Ems) und schiff- 
bare Flüsse: Rhein, Ruhr, Lippe müssen die Eisenbahnen unterstützen. Duis- 
burg und Ruhrort sind die größten Binnenhäfen Europas. In der Dichtigkeit der 
Bevölkerung steht das Industriegebiet an erster Stelle in Deutschland. Auf engem 
Raum finden wir 7 Großstädte, zahlreiche Mittel= und Kleinstädte und volkreiche 
Dörfer. Durch Eingemeindung steigt die Einwohnerzahl der Städte sehr rasch. 
Im westfälischen Teile des Industriegebietes liegen: Dortmund (217 T., Eisen- 
werke, Brauereien), Bochum (137 T.), Gelfenkirchen (170 T.), Mitten (37 T.), Bagen (88 T.), 
Bamm (43 T.). Die wichtigsten Städte des rheinischen Industriebezirks sind: Sll#en (295 T.), 
Duisburs (229 T.), Mäölbeim a. Rubr (112 T.), Bamborn (100 T.), Oberbaufen (89 T.). Die 
bedeutendste Fabrikstadt des Rheinlandes — ja, der ganzen Erde ist jedoch Stten. Hier liegt 
die von dem „Kanonenkönig“ Krupp gegründete Gußstahlfabrik, in der jährlich Tausende von 
großen und kleinen Kanonen, Eisenbahnschienen, Waggonrädern u. dgl. gegossen werden. 
Die hier verfertigten Kanonen sind von solcher Güte, daß kein Land der Erde Gleiches 
zu bieten vermag. Hunderte von hohen Fabrikschornsteinen schwärzen hier die Luft. Jeden 
Tag werden über 300 Wagenladungen voll Kohlen und halb so viel Erze verbraucht. 
Mehr als 80 große Dampfhämmer besorgen die Schmiedearbeit. In der Fabrik sind über 
34000 Menschen beschäftigt, für die Krupp sogar eine Stadt, Kronenberg, erbaut hat. 
3. Die Nied Feheinische Tiefebene mit der Cölner Bucht. 
Von Bonn ab breitet sich zu beiden Seiten des Niederrheines ein frucht- 
bares Tiefland aus, die Niederrheinische Tiefebene. Diese beginnt etwa 
bei Aachen und Boun mit einem bewaldeten freundlichen Hügellande und setzt 
sich nach N. hin als Flachland durch Holland bis ans Meer fort. Am Südrande 
des Tieflandes bei Aachen und Eschweiler befinden sich große Steinkohlenlager. 
An das Hügelland schließt sich nach N. hin eine äußerst fruchtbare Ebene an. Das 
Klima in der Ebene ist infolge der Meeresnähe sehr milde und angenehm. 
Daher findet sich hier überall eine dichte Bevölkerung, und die Landwirtschaft 
wetteifert mit der Gewerbtätigkeit. Besonders wird hier infolge des üppigen 
Graswuchses wie in dem benachbarten Holland viel Viehzucht getrieben. 
Außer den Rheinstädten ist namentlich Hachen (156 T.) zu nennen, in dessen heißen. 
Schwefelquellen schon Karl d. Gr. gern badete. Hier hatte er eine „Pfalz“; im Dome 
liegk er begraben, und auf dem Markte der Stadt steht seine Bildsäule. Seine jetzige 
Blüte verdankt Aachen seinen noch sprudelnden, heilkräftigen Schwefelquellen, sowie seiner 
durch den Kohlenreichtum begünstigten Fabriktätigkeit, deren hauptsächlichster Zweig die
	        
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