Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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bestehen nicht selten aus 30—40 000 Schafen und werden von einem Oberhirten 
und vielen Unterhirten geleitet. Während der Nacht werden die einzelnen Herden 
mit Netzen umhürdet und von Hunden gegen die Wölfe geschützt. — Hier in 
Kastilien lebt der echte Spanier, dessen Stolz sprichwörtlich geworden ist. In 
seinen Adern fließt heißes Blut. Im Zorn stößt er seinen Feind mit dem 
Dolche nieder. Ein verwegener Räuber ist in seinen Augen ein Held, und das 
wilde, aufregende Stiergefecht bildet sein Hauptvergnügen. 
Mitten in der Hochebene liegt Madrid (570 T.), die Hauptstadt Spaniens. Die 
Stadt gleicht einer Oase in der Wüste. Infolge des strengen Festlandsklimas sind jedoch 
die Sommer hier besonders heiß, die Winter dagegen rauh. Daher das Sprichwort: 
„Drei Monat Winter und neun Monat Hölle“. Vor der Stadt befindet sich ein großer 
Zirkus, worin wöchentlich zweimal Stiergefechte abgehalten werden. 
Von den Flüssen Spaniens durchströmen drei die Hochebene: Duèro, Tajo 
und Guadiana Ilgwadiänal. Im Winter und Frühiahr sind sie hoch ange- 
schwollen und fließen dann in dem tiefeingeschnittenen Bette reißend schnell dahin. 
Im Sommer aber sind sie seicht und trocknen stellenweise ganz aus. Daher und 
wegen der zahlreichen Stromschnellen sind sie zur Schiffahrt fast bis zu ihrer 
Mündung hin nicht geeignet. An der seenartigen Ausmündung des Toajo liegt 
Lissabon (360 T.), die Hauptstadt Portugals, an der Mündung des Duero 
Porto (über 170 T.), bekannt durch die Ausfuhr des feurigen Portweins. 
3. Die Hndalulilche Tiefebene. Andalusien (d. i. Vandalenland) ist die 
bevölkertste Provinz des Landes, obwohl noch weite Strecken wüst liegen. Durch- 
flossen wird sie vom Guadalquivir. Er ist für die Schiffahrt Spaniens der 
wichtigste Fluß, denn seine Zuflüsse aus den schneereichen Hochgebirgen des Südens 
versorgen ihn auch im Winter mit Wasser. Kleinere Seeschiffe befahren ihn bis 
Sevilla (ßeviljaf. Überaus üppig ist hier der Pflanzenwuchs. Der Weizen 
reift schon im April und bringt 40 fältige, der Mais 100 fältige Frucht. In den 
Gärten Andalusiens prangt fast das ganze Jahr hindurch die Apfelsine, und die 
Dattelpalmwäldchen auf den Hügeln sowie die Zuckerrohr= und Baumwollenfelder 
in den Tälern erinnern uns an das nahe Afrika. Am Tage ist der Hitze wegen 
fast alles Leben in den Dörfern und Städten erstorben. Des Abends aber 
lagern die Andalusier in ihrer bunten Volkstracht unter blühenden Orangen und 
plaudern, singen, spielen Gitarre oder führen Tänze auf. 
Die bedeutendsten Städte am Guadalqutvir sind Sevilla (150 T.), zur Zeit der 
spanischen Herrschaft über Amerika der wichtigste Hafenort, und Cordoba skördowal, die 
früher angeblich über eine Million zählende Hauptstadt der Mauren (60 T.). Unweit 
der Mündung des Guadalquivirs liegt Keres lcheres], bekannt durch seinen Wein, englisch 
Sherry genannt, weiter südlich, am Meere, Cadiz Ikädisl, Spaniens bedeutendster Kriegs- 
hafen, in Hochandalusten am Nordfuße des Schneegebirges und einem Nebenflusse des 
Guadalquivirs Granäda (80 T.) mit der Alhambra, dem prachtvollen Palaste der 
maurischen Könige. 
4. Die Külte des Mittelmeeres. An der Südspitze, etwa 20 km von Afrika ent- 
fernt, liegt die englische Felsenfestung Gibraltar. Durch sie beherrscht England den Zu- 
gang ins Mittelländische Meer. Das nordöstlich von Gibraltar gelegene Mälaga (180 T.) 
ist der Hauptausfuhrhafen für den an den Bergabhängen reifenden feurigen Wein. Auch 
Korkrinde wird von hier in großer Menge ausgeführt, da die immergrüne Korkeiche den 
Hauptbestandteil der spanischen Wälder bildet. Die Küftenlandschaften von Moreia 
(110 T.) und Valencia# (215 T.) bildeten zur Zeit der Araber das „maurische Paradies“, 
und auch jetzt noch gleicht das Land, soweit die von den Arabern angelegten Wasserwerke 
erhalten sind, einem herrlichen Lustgarten. Ganz im Nordosten liegt Barcelona (870 K.), 
Neallenbuch A. uu. Erbtunbe) 16 l-
	        
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