1 — 16 —
4. Tod. Als 74jähriger Greis ging Bonifatius noch einmal zu den Friesen
und predigte ihnen das Evangelium. Zum Pfingstfeste hatte er alle Neubekehrten
zu sich geladen, um ihnen die Firmung zu erteilen. In einem Zelte erwartete er
sie. Aber kaum graute der Tag, da erschien eine Schar wilder Heiden, die mit ge-
schwungenen Keulen auf das Zelt zustürzten. Die Begleiter des Bonifatius griffen
schnell zu den Waffen, um das Haupt ihres geliebten Lehrers zu schützen. Er aber
rief ihnen zu: „Lasset ab vom Kampfe; vergeltet nicht Böses mit Bösem. Hoffet
auf den Herrn, er wird eure Seele erretten.“ Mit wildem Geheul stürzten die Feinde
herein und streckten ihn und seine Begleiter nieder. Seine Leiche wurde nach dem
Kloster Fulda gebracht.
4. Llosterwelen.
1. Ausbreitung. Seit Einführung des Christentums in Deutschland breitete
sich hier das Klosterwesen immer mehr aus.
Ursprünglich stammt es aus dem Morgenlande, besonders aus Agypten. Hier gab es
schon frühzeitig viele fromme Einsiedler. Sie meinten, in der Einsamkeit könne man Gott
am besten dienen. Anfangs lebte jeder Einsiedler in einer besonderen Hütte. Im 4. Jahr-
hundert aber bildeten sich Vereine von Einsiedlern, die in einem gemeinschaftlichen Hause
(Kloster) wohnten und nach strengen Regeln lebten. Es gab Männer= und Frauenklöster.
Die Männer hießen Mönche, die Frauen Nonnen. Vom Morgenlande aus breitete sich
dann das Klosterwesen auch im Abendlande aus, besonders in Italien, Frankreich und
Deutschland.
2. Klosterleben. Das Kloster stand oft mitten im Walde auf einem Hügel
oder in einem lieblichen Tale und war in der Regel mit einer hohen Mauer um-
geben. Am Eingange des Mönchsklosters saß der Bruder Pförtner. Er reichte dem
vorübergehenden Armen ein Stück Brot aus seiner Zelle. Den Fremden fragte er
nach seinem Begehr und meldete ihn beim Abte an, dem Vorsteher des Klosters.
Wer ein Mönch werden wollte, hatte zunächst ein Probejahr zu bestehen. Nach-
dem er dann das Gelübde der völligen Armut, der Ehelosigkeit und des Gehor-
sams gegen seine Vorgesetzten abgelegt hatte, erhielt er das grobe Mönchsgewand.
Auch wurde ihm zum Zeichen der Demut der Kopf bis auf einen Haarkranz kahl
geschoren. Von den Mönchen ging diese Sitte im 6. Jahrhundert auf die Geistlichen
über. Alle Mönche hatten einen gemeinschaftlichen Speise= und Schlafsaal, und in
einer Küche wurde für alle gekocht. Frühmorgens läutet der Kustos zum Gebet,
was sich im Laufe des Tages 4—5 mal wiederholt. In den Zwischenzeiten wird.
gearbeitet. Hier malt ein Mönch bunte, goldene oder silberne Buchstaben: er schreibt
ein lehrreiches Buch ab. Dort in der Bücherkammer sitzt ein anderer und studiert
mit Eifer wissenschaftliche Werke. Mit diesem Trupp zieht der „Kellner“ in den
Garten und läßt den Wein beschneiden oder die Obstbäume veredeln. Ein anderer
Trupp geht mit den Knechten aufs Feld und verrichtet dort die nötigen Arbeiten.
Auch eine Schule ist mit dem Kloster verbunden, in der die Kinder der Vornehmen
von einem gelehrten Mönche unterrichtet werden. — Einige der Klosterbrüder aber
weilen in der Ferne. Sie verkündigen den Heiden (d. i. Heidebewohnern), die noch
immer in ihrer Einsamkeit den alten Göttern anhängen, die Lehre Christi.
3. Schenkungen. Fromme Leute machten dem Kloster auch bald größere
Schenkungen. So kam manches Kloster im Laufe der Jahre in den Besitz vieler
Höfe, ja ganzer Dörfer.