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Rußland und vom Schwarzen Meer. Darum ist hier das Klima nicht so mild
wie in Italien. Daher findet sich hier auch eine ganz andere Pflanzenwelt als
im Süden, wo der Winter milde und feucht, der Sommer dagegen heiß und
trocken ist. Dort die Buche — hier die Palme, dort nur sommergrüner Laub-
wald — hier immergrüne Bäume und Sträucher. An der Südseite des Balkans
ziehen sich weite Rosenfelder hin; aus den Rosenblättern gewinnt man das kost-
bare Rosenöl. Auf den Hügeln des Südens prangen Lorbeer, Myrte und Ol-
baum, und in den Niederungen gedeihen Reis und Baumwolle. Die Nächte sind
hier so lau, daß man vielfach im Freien übernachtet.
Die Staaten der Balkanbalbinlel sind:
a) Die Türkei. 1. Geschichtliches. Die Türken kamen im 14. Jahr-
hundert nach Europa und eroberten 1453 Konstantinopel und die Balkanhalbinsel.
Aber unter der Herrschaft des Sultans und seiner Paschas sank das Land immer
tiefer. Die Mineralschätze des Bodens bleiben noch heute ziemlich unbeachtet
liegen, und selbst die fruchtbarsten Gefilde sind infolge der Nachlässigkeit ihrer
Bewohner stellenweise zur Einöde geworden. Ein Glied nach dem anderen löst
sich ab. Schon 1821 rissen sich die Griechen von der Türkei los, und durch den
Berliner Frieden von 1878 verlor die Türkei Montenegro, Serbien und Ru-
mänien, die für selbständige Staaten erklärt wurden. Bosnien, die Herzego-
wina und Bulgarien, die bisher dem Namen nach noch zur Türkei gehörten,
sind auch verloren gegangen. Durch den Krieg mit den übrigen Balkanstaaten im
Jahre 1912 hat die Türkei den größten Teil ihres europälschen Besitzes verloren.
2. Stäckte. Die Hauptstadt der Türkei ist Konstantinopel (1¼. M.) an der 2½ km
breiten Straße von Konstantinopel. Hier kreuzt die Landhandelsstraße von Europa nach
Asien die Seestraße vom Schwarzen zum Mittelländischen Meer. Das Goldene Horn,
eine schmale Meereszunge, trennt die eigentliche Stadt von den Vorstädten Galata und
Pera, wo die Europäer wohnen. Einen schönen Anblick gewährt die Stadt vom Meere
aus. Gleich im Vordergrunde erblickt man das Serail (Pßeräj), den Palast des Sultans,
für sich allein schon eine Stadt voller Paläste und Gärten. Das Eingangstor zum Palaste
des Großwesirs bildet die „Hohe Pforte“, wonach oft die Regierung benannt wird. Hinter
dem Serail sieht man gewaltige Häusermassen, aus denen sich zahllose Moscheen und
schlanke Türme (Minaretts) erheben. Das Innere der Stadt ist unschön. Die Straßen
sind sehr schmutzig. Die einzigen Straßenreiniger sind die herrenlosen Hunde.
RHdrianopel (125 T.), eine starke Festung, mit großen Teppichwebereien, war im letzten
Kriege nach heldenmütigem Widerstand vorübergehend in den Händen der Feinde.
b) Das Königreich Bulgarien mit der Hauptstadt Sösia (83 T.). Die
Hauptstadt der früheren türkischen Provinz Ostrumelien ist Philippopel mit großen
Teppichwebereien.
) Bosnien und Berzegowina gehören zu OÖsterreich.
d) Das Königreich Montenegro mit der Hauptstadt Cetinje (zettinje).
s) Das Königreich Serbien (2,7 M.) mit der Hauptstadt Belgrad (80 T.).
f Das Königreich Rumänien (6 M.) mit der Hauptstadt Bukarest
(300 T.). Das fruchtbare Land liefert viel Getreide und Vieh.
86) Das neugegründete Fürltentum Rlb#zwischen Serbien, Mon-
tenegro und Griechenland mit der Hauptstadt Durazzo.
h) Das HKönigreich Griechenland. Griechenland war in alter Zeit das
Land der Bildung. Durch die frühere Türkenwirtschaft ist es sehr von seiner