Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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gelegen, sinkt die Temperatur im Winter nicht selten auf 60° C unter 0°., während sie im 
Sommer zuweilen auf 20° C über 0° steigt. Die große sibirische Tiefebene wird von ge- 
waltigen Flüssen, dem Ob, Jenissei und der Lena, durchströmt. Da die Flüsse fast 
9 Monate des Jahres hindurch mit Eis bedeckt sind, so haben sie für die Schiffahrt 
geringen Wert. Die Halbinsel Kamtschatka ist mit einer Doppelreihe tätiger Vulkane 
besetzt, die z. T. die Höhe des Montblanc haben. 
1. Sibirien, a) Klima. Tierwelt. Nordsibirien ist eine endlose Einöde 
voller Eis und Schnee. Der Siden hat ein sehr erträgliches Klima, weshalb 
hier auch in den weiten, fruchtbaren Ebenen Getreide und Früchte aller Art gut 
gedeihen; selbst Baumwolle wird angebaut. Etwas weiter nach der Mitte des 
Landes zu gelangen wir in das Reich der Nadelwälder. Hier sind nur noch die 
Täler angebaut. In den endlosen Wäldern ist die Heimat des Zobels, des Her- 
melins, des Bibers u. a. Pelztiere. Als Haustiere finden wir nur das Renntier 
und den Hund. Ganz im Norden dehnt sich eine endlose Steppe, die Tundra, 
aus. Wenn hier im Winter die orkanartigen Nordwinde vom Eismeere her 
wehen, dann ist die Kälte fürchterlich. 
b) Bewohbner. Sibirien ist seines rauhen Klimas sowie der vielen Sümpfe 
und Seen wegen sehr schwach bevölkert. In ganz Sibirien wohnen nur 5¾ Millionen 
Menschen, also nicht so viel wie in der Stadt London, und auf 5 qkm kommen 
im Durchschnitt nur 2 Bewohner. Die Bewohner sind teils halbwilde Jägervölker, 
wie die Samojeden und Jakuten im Norden, teils eingewanderte russische Kolonisten, 
teils von Rußland hierher verbannte Verbrecher. Die Verbrecher (darunter viele 
politische) werden je nach dem Grade ihrer Strafe als Pelzjäger oder Bergwerks- 
arbeiter beschäftigt, zum größten Teile aber in die Kolonien geschickt. 
0, Die wichtigsten Städte in Sibirien sind: Cobolsk (über 20 T.), westliche Haupt- 
stadt und Hauptniederlage des sibirischen Pelzwerkes; Comsk (52 T)h, Mittelpunkt der 
Goldgewinnung, mit einer Universität; Irkutsk (50 T.) am Baikalsee, östliche Hauptstadt, 
und Jahutsk an der hier 200 Tage lang mit Eis bedeckten Lena. Jakutsk ist im Winter 
die kälteste Stadt der Erde und fast nur von Pelzjägern bewohnt. Da die Pelztiere in 
den Wäldern seltener werden, so wenden sich die Bewohner vielfach dem Berg= und 
Hüttenbau zu. Der Ural liefert viel Gold, Platina und Eisen, der Altai Silber und 
Blei. Der Hauptort für den Bergbau am östlichen Abhange des Ural ist Jekaterinburg. 
Zur Aufschließung und Besiedelung des weiten Sibirien hat Rußland die stbirische Eisen- 
bahn angelegt (7376 km), die Rußland mit dem Stillen Ozean (Wladiwostol verbindet. 
2. Turän oder Westturkistan, ein gewaltiges Tiefland, war ehemals vom 
Meere bedeckt, als dessen Reste der Aralsee und das Kaspische Meer erhalten 
sind. Das Kaspische Meer ist der größte Binnensee der Erde und hat mehr 
Flächeninhalt als das Königreich Preußen. Beide Binnenseen haben wohl 
Zuflüsse, aber keine Abflüsse; sie entleeren sich nur durch Verdunstung. Turan ist 
ein sehr regenarmes Land. Daher finden sich hier große Sandwüsten. Nur die 
bewässerten Flußtäler sind angebaut. Da das Land weit vom Meere liegt, so hat es 
Festlandsklima. Zwischen dem Kaspischen Meere und dem Aralsee nomadisieren die 
Turkmenen, nördlich vom Aralsee die Kirgisen, deren Reichtum in Pferden, 
Rindern und großen Schafherden besteht. Die Hauptstadt ist Taschkent (156 T.). 
3. Kaukalien (10½ Mill. E.) liegt zu beiden Seiten des mächtigen Kaukasus. 
Mächtige Gipfel ragen in das Gebiet des ewigen Schnees empor. (Elbrus 5700 m.) 
Die Bewohner des Kaukasus, die Georgier und Tscherkessen, sind wegen ihrer 
Körperschönheit berühmt. An der einzigen fahrbaren Straße, die von Rußland
	        
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