Full text: Sächsisches Realienbuch enthaltend Geschichte, Erdkunde, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Mineralogie

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sie niedrig sitzen. Zu den Niederblättern rechnet man auch die Zwiebelschalen, 
die Deckschuppen der Knospen usw. Sie sind meist bleich, oft auch rötlich, 
bräunlich oder schwärzlich und bilden Schutzhüllen oder Vorratskammern. (Siehe 
Zwiebelschale S. 51) 
. Schlußbetrachtung. 
Veilchen, Scharbockskraut, Himmelsschlüsselchen und Buschwindröschen blühen im Früh- 
ling und wachsen im und am Walde. Sie müssen fy#hzeitig auf dem Plan sein, weil 
später der Schatten für sie zu tief ist; sie können es, weil sie schon im vorigen Jahre 
Stoffe für die Blätter und Blüten bereitet haben. Freilich bleibt der Insektenbesuch 
häufig aus, und sie können nur spärlich Samen bilden. Diesen Mangel gleichen sie aus 
durch Ausläufer, ausdauernden und kriechenden Wurzelstock und durch Knollen. Den 
Wald lieben sie, weil sie hier Schutz gegen Wind und Kälte und reichlich Nährstoffe 
finden. Die Nährstoffe sind im Erdboden verschieden verteilt. Auch ist der Boden an 
manchen Stellen locker, an anderen fest, hier steinig, dort sandig oder lehmig; dazu ge- 
sellt sich der verschiedene Wassergehalt; viele Orte sind trocken, andere dagegen feucht bis 
naß. Wo die Pflanze das findet, was ihr am meisten zusagt, da siebelt sie sich an. 
Pflanzenfamilien. 1. Veilchengewächse. (Zur Vergleichung: Wohlriechendes 
Veilchen [S. 11, Hundsveilchen, Stiefmütterchen.) Der Kelch ist fünfblätterig und am 
Grunde mit Anhängseln versehen. Die fünf Blütenblätter haben verschiedene Größe und 
Gestalt. Das untere trägt einen Sporn. Die Frucht ist eine Kapsel. 
2. Himmelsschlüsselgewächse. (Zur Vergleichung: Himmelsschlüssel IS. 2), Aurikel, 
Pfennigkraut, Ackergauchheil.) Die Blumenkrone ist verwachsenblätterig und wie der Kelch 
meist fünfzähnig. Die Frucht ist eine Kapsel. 
II. Der Blumen- und Obitgarten im Frühlinge. 
Die Aprilschauer sind vorüber. König Mai ist im Anzuge. Solange die Erde im 
Winter erstarrt und in das Leichentuch des Schnees gehüllt war, war's im Garten öde 
und traurig. Jetzt erwacht alles zu neuem Leben. Auf den wohlgepflegten Beeten halten 
die duftigen Kinder der Blumenwelt ihren Einzug. Das Schneeglöckchen eröffnet den 
Reigen. Ihm folgen Krokus, Tulpen, Goldlack, Päonien, Narzissen, Hyazinthen, Kaiser- 
kronen, Aurikeln, Lilien usw., eine immer noch schöner geschmückt als die andere. Auch 
die Beerensträucher (Stachelbeere, Johannisbeere, Himbeere) wollen nicht zurückbleiben 
und treiben Blätter und Blüten. In seinem vollen Schmucke aber erscheint der Garten 
erst, wenn sich die Obstbäume ihren prächtigen Blütenmantel umgehängt haben. Die 
Tierwelt im Garten ist ebenfalls bereits lebendig geworden. Hoch oben im Birnbaume 
singt der Star vor seinem Kasten. An den Stachelbeerblüten summt das Bienchen umher 
und sucht sich Honig, und abends schwirrt der Maikäfer durch die Luft. 
5. Keimung. 
Vor etwa acht Tagen haben wir eine Bohne in einen Blumentopf mit 
feuchter, warmer Erde gelegt. Sie ist bereits aufgegangen. In der Erde nahm 
sie Feuchtigkeit in sich auf, schwoll an und zerplatzte. Nach unten wuchs ein 
Würzelchen, und nach oben drängte sich der Stengel mit den beiden Hälften der 
zerplatzten Bohne hervor. Von dieser hat sich die Samenschale abgehoben, 
welche zwei dicke Scheiben, die Samenlappen, umschloß. Zwischen den 
Samenlappen lag das Federchen oder der Keim, aus dem sich Wurzel und 
Stengel bildeten. Die beiden Samenlappen enthalten viel Stärkemehl und 
Eiweiß. Beide dienen der jungen Pflanze so lange zur Nahrung, bis das 
Würzelchen kräftig genug ist, selbst Nahrung aus der Erde zu saugen und in den
	        
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